Reisebericht

Australien 2010

 

Westaustralien und Northern Territory


Samstag, 6.08. – 7.08. – der Flug

Flug von Frankfurt über Singapur nach Perth (QF6, Frankfurt ab: 23:55, Singapur an: 18:00 / ab: 19:25, Perth an: 0:30).

Kerstin und Frank, Freunde von uns (wir waren 1994 zusammen das erste Mal in Australien), sind extra zum Flughafen gekommen und haben uns verabschiedet. Der Flug selber macht einem gar nicht mehr so große Probleme; zumal es an Bord jede Menge Unterhaltung gibt. Jeder Sitz ist inzwischen mit einem eigenen Monitor ausgestattet und es gibt Filme in mehreren Sprachen, Musik oder Computerspiele. Während uns der Flug auf unserer ersten Australienreise noch unerträglich lang vorkam (28 Stunden mit Alitalia von Frankfurt über Rom und Bangkok nach Sydney) haben wir inzwischen mit der australischen Fluggesellschaft Quantas eine gute, komfortable und einigermaßen preiswerte Fluggesellschaft, mit der es sich gut reisen lässt, für uns entdeckt. So kommen wir nach rund 18,5 Stunden mit einem kurzen Zwischenstopp in Singapur in Perth an.

Fliegen ist jedoch auch im Jahr 9 nach den Anschlägen in New York bezüglich Sicherheit immer wieder eine aufregende Angelegenheit. Gleich beim Passieren der Sicherheitskontrolle auf dem Frankfurter Flughafen darf ich das Netbook und die Fotoausrüstung zur Überprüfung auspacken.

Auch unsere Ankunft in Australien wird von zwei mehr oder weniger aufregenden Momenten begleitet. Als erstes will uns der Beamte von der Einwanderungsbehörde nicht gleich durchwinken, da er der Meinung ist, dass Petra ihrem Passfoto nicht ähnlich sieht. Erst nach einer weiteren Überprüfung durch eine schnell herbeigerufene Amtskollegin wird dies abgesegnet.

Eine weitere, für mich jedoch weniger bedeutsame, Aufregung ereignet sich beim Öffnen der Koffer im Hotel. Die Kulturbeutel müssen wegen der Sicherheitsbestimmungen im Gepäck verstaut werden. Dabei ist das Duschgel in Petras Kulturbeutel Leck geschlagen und eine geringe Menge Duschgel hat sich verselbständigt. Unter anderem sind drei T-Shirts davon betroffen. Ich bin müde und will nur noch ins Bett, meine liebe Frau macht jetzt erst mal große Wäsche – morgens um drei…

Bei unserer Ankunft In Perth am Flughafen ist es 6 Grad kalt aber klar und trocken, es ist August und in Australien ist noch Winter. Mal sehen, wie das Wetter sich während unserer Reise entwickelt!

 

Sonntag, 7.08. – Tag 1

Perth

Nach dem wir dann doch noch zur Ruhe gekommen sind, haben wir erst mal bis um 10:00 Uhr geschlafen (ich habe vorsichtshalber mal den Wecker gestellt – so bin ich). Nach einer ausgiebigen und erfrischenden Dusche haben wir uns dann auf die Straße begeben und uns auf die Suche nach einem geeigneten Frühstück gemacht. Das Wetter ist klar und sonnig, morgens und abends kühl aber mittags bis 20 Grad. Was für ein Winterwetter! Zum Frühstück entschließen wir uns, in ein Café zu gehen: Croissants mit Käse und Schinken aufgebacken (8,95 $) und ein Pott Kaffee (3,50 $): an die australischen Dollar Preise müssen wir uns wohl erst wieder gewöhnen.

Nach dem Frühstück heißt es, erst einmal die Stadt erkunden. Wir lassen es langsam angehen und laufen so durch die verschiedenen Straßen von Perth. Eine Fußgängerzone haben wir auch schon gefunden. Wir wundern uns, es sind viele Leute unterwegs und die Geschäfte haben auch geöffnet; dabei ist es Sonntag! Nein, kein verkaufsoffener Sonntag so wie man das von Deutschland kennt. Die Läden sind hier auch sonntags geöffnet, dafür schließen sie an den übrigen Werktagen auch schon um 17:30 Uhr; ein paar wenige haben bis 18:00 Uhr geöffnet. Hier in “Down Under“ ticken die Uhren eben anders.

Auch sonst ist bei den “Aussies“ einiges anders. Wir stehen an einer Straßenkreuzung am Ende der “Mall“ (Fußgängerzone) und schauen uns auf einem Stadtplan um, den wir aus dem Hotel mitgenommen haben, eins von diesen kostenlosen Exemplaren mit viel Werbung drum herum, und überlegen, in welche Richtung wir als nächstes wollen. Ertönt plötzlich wie aus dem Nichts neben uns die Stimme eines älteren Herren: „G’day mates…“ (typische Aussiebegrüßung: „hallo Leute…“) „… how are you, did you get lost, can I help you?“. “How are you …” klingt das gut. Als hätten wir fast schon drauf gewartet (kennen wir das doch schon von unseren früheren Reisen), eine Frage, auf die niemand wirklich eine Antwort erwartet. Typisch australische Höflichkeit eben. Die Frage, ob wir uns verlaufen haben und ob er uns helfen kann, ist dann aber durchaus ernst gemeint. Wir erklären dem netten Herren, dass wir erst kurz zuvor in Perth angekommen sind. Und da er natürlich auch gleich merkt, dass wir keine Aussies sind, geht es auch gleich los: “where are you from?“ fragt er dann sofort – ah, from Germany… kommentiert er unsere Antwort. Und weiter: hier seht ihr das, da seht ihr dies, dort lang geht es dahin und dorthin…. Erfahren wir doch im Handumdrehen, welche wesentlichen Orte es zu erkunden gilt. Perfekt, das passt, der Tag ist gerettet :o)

Wir gehen weiter. Erst einmal runter zum Swan River, vorbei am Sitz des Gouverneurs, durch den Park, dann weiter zum Kings Park. Australien, einfach toll, wir sind wieder da!!! An der Picknick Area in der Nähe des Kriegerdenkmals lassen wir uns dann noch eine Portion Fish & Chips schmecken (11,- $ die Box plus 4,- $ für die Cola, macht zusammen etwa 11,- Euro). Anschließend erkunden wir den Botanischen Garten. Während wir inzwischen auf dem Rückweg zum Hotel sind (es ist etwa 18:00 Uhr) wird es bereits dunkel. Eigentlich wollte ich noch ein Nachtpanorama von Perth von der gegenüberliegenden Seite des Swan River schießen, aber wir sind dann doch zu erschöpft. Jetlag! Für das Abendessen finden wir einen günstigen Thai. An der Hotelbar genießen wir noch ein Bier und um 21Uhr liegen wir dann in unseren Betten.

 

Montag, 9.08. – Tag 2

Fremantle

Es ist 9:00 Uhr, wir haben gut geschlafen und beschließen, im Hotel zu frühstücken. Heute wollen wir nach Fremantle. Fremantle ist der Ursprung von Perth. Wir überlegen erst, ob wir mit der Fähre nach Fremantle fahren sollen. In Anbetracht der Tatsache, dass dorthin jedoch nur “Kreuzfahrten“ angeboten werden und diese zu einem Preis von 49,- $ (pro Person), entscheiden wir uns für den Zug. Der Zug, eine Art S-Bahn, bringt uns dann für 3,70 $ (einfach) zusammen mit einigen Pendlern nach Fremantle direkt in die Stadt. Nach ein paar Schritten in Richtung „Mall“ finden wir schnell die Touristeninformation (Visitor Center). Wir entdecken ein paar Handzettel mit kurzen Hinweisen über die wichtigsten, historischen Punkte im Ort: eine Art Stadtführung. Das Gefängnis haben wir auch schon entdeckt, das ist nicht weit, da laufen wir hin.

Am Eingang des Gefängnisses werden wir von Tristan empfangen, der uns sogleich als Touristen aus Übersee identifiziert: “G‘ day mates, where are you from?“ “We are from Germany“ antworten wir artig. Wir quatschen ein wenig, wieso, warum, weshalb wir hier sind, was für ein wundervoller Wintertag das heute ist; sonnig, blauer Himmel, knapp 20 Grad. Wir erklären Ihm, dass wir in Deutschland letzten Winter bis minus 20 Grad hatten; “oh really, that’s bloody cold, isn’t i?“. Toll, da ist es wieder, der Aussie way, hier ist irgendwie immer alles „bloody“ (blutig). Dann überrascht er uns aber doch noch: “Ich liebe Kommissar Rex“, grinst und entschuldigt sich sogleich für sein schlechtes Highschool Deutsch. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns für die kombinierte Tour. Eine Führung durch das Gefängnis und die Geschichten über deren Ausbrecher. Heiteres Gelächter. Er hat gewonnen, wir haben das Doppelpack gebucht – “thank you, Tristan“ sagt die Kassiererin und lacht.

Die erste Tour über die Entstehung und die Geschichte des Gefängnisses dauert eine gute Stunde. Die Führerin erzählt die Hintergründe der einzelnen Gebäude-Abschnitte und klärt über die Pflichten der Gefangenen auf (Freiheiten hatten sie ja keine). Die Aufnahmeprozedur: die Neuankömmlinge bekamen z.B. keine neue Kleidung, sondern lediglich gewaschene, aber getragene Kleidung (einschließlich Schuhe). Wie war der Tagesablauf vom Wecken bis zum zu Bett gehen? Wie konnten sich die Gefangenen Privilegien erkaufen? Die Küche z.B. war der beste und wohl auch begehrteste Platz. Drei Gefangene wurden für die Heizung und die Aufbereitung von warmem Wasser eingesetzt, welche dann auch sogleich von den anderen separiert wurden. Auch über die Zellen für die Einzelhaft sowie die der zum Tode verurteilten Häftlinge werden wir aufgeklärt, bis hin zum Galgen. Wir erfahren anhand von restaurierten und im Originalzustand wieder hergestellten Zellen unter welchen Umständen die Gefangenen im 19ten und auch noch im 20ten Jahrhundert (das Gefängnis wurde 1991 geschlossen) leben mussten. Auch gab es Zellen für Selbstmord gefährdete Häftlinge, welche ständig überwacht wurden.

Auf unserer nächsten Tour, auch noch mal gut 1 Stunde lang, (hier sind wir dann nur noch zu viert) erfahren wir von unserem Guide, welche erfolgreichen und vor allen Dingen nicht erfolgreichen Ausbruchsversuche es in der Geschichte des Gefängnisses gegeben hat. So haben in der Tat von über 230 Ausbruchsversuchen nur 6 Häftlinge einen erfolgreichen Ausbruch geschafft. Einer hat z. B. versucht, über die Mauer zu klettern und hat sich dabei im “rasor wire“ (ein rasiermesserscharfer Stacheldrahtzaun) verfangen. Wir werden darüber aufgeklärt, dass dieser Draht sich durch eine Person darin erst richtig zusammenzieht, und dass der Gefangene in stundenlanger Arbeit wieder rausgeschnitten werden muss - Teile seiner Kleidung hängen als Nachweis noch heute im Stacheldraht! Ein anderer Häftling hat sich beim Sprung von der Mauer verletzt und in das benachbarte Krankenhaus geschleppt. Dort hat er dann, als man ihn nach seiner Adresse fragte, das Gefängnis angegeben…

Nach der Besichtigung jener beeindruckenden Einrichtung (Tristan hatte recht, die zwei Touren waren es wirklich wert) schauen wir uns noch ein wenig im alten Stadtkern von Fremantle um und nehmen in einem kleinen, gemütlichen Straßenlokal unseren Mittag zu uns. Wir unterhalten uns noch kurz mit der Verkäuferin (die auch die Besitzerin zu sein scheint) über dies und das. Anschließend laufen wir noch zum Round House und machen uns dann auf den Weg nach einer Rückfahrmöglichkeit. Mangels öffentlicher Fähren und der Tatsache, dass die letzte Cruise den Hafen schon vor fast einer Stunde verlassen hat, fahren wir wieder mit dem Zug zurück in die Stadt. In Perth angekommen (es ist schon nach 17:00 Uhr und um 18:00 Uhr wird es dunkel) überlege ich kurz, ob ich heute noch mein Nachtpanorama vom gegenüberliegenden Ufer schießen soll. Petra mag jedoch nicht mehr, sie ist zu K.O. Ich beschränke mich auf ein Panorama vom hiesigen Ufer bei noch etwas Tageslicht, und dann bin auch ich K.O . Wir machen uns auf den Rückweg zum Hotel.

Nach einer kurzen Verschnaufpause wollen wir uns dann doch noch mal auf die Suche nach einer geeigneten Lokalität für unser Abendessen machen. Wieder einmal müssen wir uns mit den Dollar Preisen anfreunden (kein Menü unter 20,- $, das sind ca. 15,- EUR) Wir entscheiden uns dann für ein belgisches Bier Lokal mit warmer Küche. Petra bestellt sich eine Quiche und (“sorry, Steak Sandwich is out“) ich entscheide mich für belgische Frikadellen mit Kartoffelbrei. Man(n) soll ja immer mal was Neues ausprobieren! Leider erfahre ich die belgische Küche dann doch nicht von ihrer besten Seite. Ich hoffe, der Koch kann noch was anderes als diese Frikadellen oder er hat hoffentlich nur einen schlechten Tag gehabt… aber egal, wir sind ja nicht in Belgien sondern in Australien. Nach dem Rückweg ins Hotel fallen wir ins Bett und ich freue mich schon auf diese „Origin home made Burger“, die es in den abseits gelegenen Roadhouses gibt.

 

Dienstag, 10.08. – Tag 3

Mietwagen abholen

Heute müssen wir dann wieder unsere Koffer packen, im Hotel auschecken und unser Auto abholen. Bis 14:00 Uhr haben wir noch ein wenig Zeit. So frühstücken wir wiederum im Hotel, bezahlen unsere Rechnung und lassen unsere Koffer an der Rezeption deponieren. Wir beschließen, uns noch ein letztes Mal auf einen Stadtbummel in die Stadt zu begeben (wir haben noch etwa drei Stunden bis wir zu unserer Autovermietung müssen). Wir browsen ein wenig durch die Geschäfte; die englische Sprache ist flexibel und findet oftmals für die einfachsten Dinge die einfachsten Begriffe: “browsen“, in diesem Fall ziellos und ohne wirklichen Grund in einem Geschäft rumstöbern. Zum Mittag holen wir uns heute in einer Bäckerei einen Muffin und einen Kaffee. Anschließend kehren wir zum Hotel zurück, holen unser Gepäck, bestellen uns ein Taxi und lassen uns zur Autovermietung fahren.

Mit dem Taxi fahren wir so gegen halb Zwei bei der Autovermietung vor. Unser Auto steht schon bereit. Der Angestellte, der uns hier empfängt, ist trotz seiner Höflichkeit ein wenig kauzig. Er bietet uns ein Video über das Fahrzeug an. Wir erklären ihm, dass wir zum vierten Mal ein Fahrzeug von dieser Vermietung nehmen und ein baugleiches Gefährt bereits zwei Mal in Verwendung hatten und lehnen dankend ab – OK, kein Video. Er bietet uns verschiedene Sachen aus dem Zubehörprogramm an – ach richtig, wir haben ja das Bonusprogramm gebucht (also alles schon inklusive). Bleibt also nur noch die Tankgebühr, damit können wir das Auto auch leer abgeben. 168,- $ für eine Tankfüllung von max. 180 Liter bei einem aktuellen Preis von 1,35 $/ltr. Das ist OK, das kennen wir schon, das machen wir – das Auto mit fast leerem Tank zurückgeben ist das kleinste Problem. Dann bietet er uns noch einen kleinen Heizlüfter an (18,- $ für die komplette Zeit). Es ist Winter, darüber sollte auch das schöne Wetter nicht hinwegtäuschen, die Nächte können auch im Outback kalt werden. Machen wir also auch – diese kleinen Teile gibt zwar auch schon günstiger zu kaufen, aber mit nach Deutschland nehmen können wir den Heizlüfter ja eh nicht.

Wir müssen noch eine Kaution von 500,- $ in Form eines blanko Abzugs der Kreditkarte hinterlegen, das ist obligatorisch. Beim Bezahlen der zusätzlichen Pakete spreche ich ihn auf die von der Vermietung beworbenen Rabatte an (100,- $ für Langzeitmiete und 125,- $ Frühbucherrabat). Die 100,- $ für die Langzeitmiete schreibt er uns nach einer kurzen Recherche gut, von den 125,- $ weiß hier keiner etwas. Das finden wir schlicht doof, ist aber nicht zu ändern, steht ja auch in unseren Unterlagen nur in Deutsch. Klar ist uns aber auch, dass wir das nicht hinnehmen und dass wir uns, wenn wir wieder daheim sind, an unseren Reiseveranstalter wenden werden. Der „freundliche“ Mitarbeiter zeigt uns nun unseren Wagen und erkundigt sich noch einmal nach dem Video; wir lehnen erneut dankend ab. Er verspricht, das Zubehör zu holen, und wir schauen uns derweil das Auto an. Wie er nach wenigen Minuten zurück kommt, hat er alles mitgebracht: Stühle, Tisch, Heizlüfter, Decken, Kopfkissen, Geschirr usw. Außerdem hat er noch ein Kit zur Selbsthilfe mitgebracht (Spaten, Abschleppseil und Lampe). Wir versuchen, alles zu verstauen und entscheiden uns, den Tisch zurück zu lassen; der ist einfach zu groß – im Auto ist ja noch ein zweiter, kleiner Tisch, der muss reichen.

Nach dem Quittieren der Übergabedokumente erkundigen wir uns noch nach dem nächsten Supermarkt und fahren sogleich vom Hof. Das Autofahren auf der linken Straßenseite fällt mir inzwischen nicht mehr schwer. Ich habe das ja schon einige Male gemacht und es stellt sich sogleich ein vertrautes Gefühl ein. Wir erreichen schnell den Supermarkt und versorgen uns mit den notwendigsten Lebensmitteln für die ersten Tage. Wir staunen nicht schlecht, die Preise für Brot, Käse, Wurst, Butter usw. sind in Deutschland im Vergleich nicht teuer. Hier kostet alles um einiges mehr. Und nach dem Umrechnen in Euro stellen wir fest, dass wir diese Erfahrung auch in anderen Ländern wie Spanien und Italien gemacht haben. Grundnahrungsmittel kosten woanders einfach mehr.

Wir packen alles in unseren Wagen und machen uns auf den Weg zu unserem ersten Campingplatz nach Ledge Point. Wir kommen kurz vor 18:00 Uhr an und das Office ist schon geschlossen. Das ist aber nicht schlimm. Hier in Australien kann man sich auf den meisten Caravanparks einen Stellplatz suchen und geht dann eben am nächsten Morgen ins Office; so machen wir das auch.

 

Mittwoch, 11.08. – Tag 4

Pinnacles

Beim Einrichten des Bettes am vorigen Abend hat sich zu unserer Überraschung herausgestellt, dass die Fahrzeuge nicht wie in der Vergangenheit mit zwei Schlafsäcken, sondern in unserem Fall nur noch mit einer Bettdecke ausgestattet werden. Was uns nicht sonderlich glücklich macht, sind wir es doch gewohnt, dass jeder sich in seine eigene Decke kuscheln kann. Ansonsten sind wir aber ganz zufrieden, auch wenn in diesem Allrad Campervan (Challenger) die Platzverhältnisse etwas beengt sind und daher der Räumaufwand etwas größer ist. Da wir über die Gibb River Road nach Darwin fahren wollen, ist ein geländegängiges Fahrzeug notwendig. Wir genießen unser erstes Frühstück und unseren ersten Kaffee und freuen uns auf den bevorstehenden Tag; wir wollen uns heute die Pinnacles ansehen.

Nachdem wir unser gesamtes “Gerödel“ zusammengeräumt und alles verstaut haben, gehen wir noch ins Office und erledigen die notwendigen Formalitäten. Die junge Frau empfängt uns mit dem üblichen, freundlichen: “Hi, how are you?“. Der Campingplatz liegt etwa 75 km abseits des Highway an der Küste, gehört zu einer großen Kette und bietet 10% Rabatt über unsere Autovermietung. Warum haben wir eigentlich nicht zu Lasten der 10% auf den Umweg von 150 km verzichtet und haben einen der Caravan Parks in der Nähe des Highways genommen? Who knows…

Wir machen uns also auf den Weg zurück zum Highway und dann weiter zu den Pinnacles. Während der Fahrt zieht sich der Himmel zu und es sieht nach Regen aus. Ich finde das blöd, wollte ich doch in den Pinnacles besonders tolle Fotos schießen. Bei den Pinnacles handelt es sich um eine Formation aus Sandsteinfelsen, die zu Hauf in einem mehrere Hektar großen Gebiet verteilt stehen. Große und kleine, dicke und dünne, runde und spitze. Bisher ist es noch niemandem gelungen, die Herkunft und Entstehung eindeutig zu klären. Durch den Park führt ein befahrbarer Track, der unterwegs die eine oder andere Haltestelle zum Aussteigen und Erkunden bereit hält, was wir gerne nutzen. Es zieht sich weiter zu und der eine oder andere Tropfen fällt inzwischen vom Himmel – das mit den Fotos wird wohl diesmal nichts. Trotzdem sind wir der Meinung, dass sich der Abstecher gelohnt hat und nach einem kurzen Aufenthalt im Besucherzentrum machen wir uns wieder auf den Weg und fahren weiter.

Auf der restlichen Tagesetappe gibt es heute nicht weiter viel zu sehen und so heißt unser Tagesziel: Dongara. Dongara ist ein kleines Städtchen an der Küste, 65 km südlich von Geraldton. Nein, diesmal sind es auch bis zum Highway keine 5 KM. Wir halten noch kurz in einem kleinen Supermarkt, um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Die Kassiererin kommt uns schon im Eingang entgegen, ist super nett und fragt uns auch sogleich, was wir denn suchen und ob sie uns helfen kann. Ich antworte: “wir suchen was zum Essen…“ Sie schaut sich um, grinst und sagt, dass sie davon wohl noch das Eine oder Andere da haben sollte.

Wir finden den Caravan Park, ergattern den letzten freien Platz (in Australien ist Winter!) und lassen den Tag ausklingen. Wie dumm, wir haben immer noch kein Bier eingekauft ;o). In Australien gibt es alkoholische Getränke in der Regel nur im Licquor Shop zu kaufen und nicht, wie bei uns in Deutschland, an jeder Tankstelle. Auch nicht in jedem Restaurant bekommt man alkoholische Getränke. Die Restaurants müssen dann schon “fully licensed“ sein. Andernfalls gibt es auch welche, an denen steht “BYO“ (bring your own = bring dein eigenes – Bier, Wein oder was sonst). Haben wir aber nicht, muss also notgedrungen ausfallen. Die große Überraschung folgt am nächsten Morgen. In der Nacht hat es viel geregnet und zu unserem großen Erstaunen ist das Faltdach unseres Campmobils nicht dicht. Das ist jetzt aber dann doch etwas ärgerlich. Wo soll das noch hinführen…

 

Donnerstag, 12.08. – Tag 5

Northampton

Gut, ok, der Regen während der Nacht war sicherlich schon enorm, und der ordentlich starke Wind an der Küste kommt auch noch dazu, aber so etwas sollte nicht passieren. Uns bleibt vorerst nichts anderes übrig, als den Wasserschaden der vergangenen Nacht so gut es geht zu beheben (ist ja nur Petras Jeans nass, die lag genau unter dem Leck). Wir packen dann noch die restlichen Sachen zusammen und verschwinden nach dem Frühstück in Richtung Norden – guter Hoffnung, dass wir den Regen im Süden zurück lassen. In Geraldton tanken wir noch einmal voll. Es regnet immer noch. Der Dame an der Kasse der Tankstelle erzähle ich, dass es ja doch ganz schön viel regnet, worauf Sie antwortet: “You guys won’t love it, but we’ll dance for it.“ (Euch wird es nicht gefallen, aber wir tanzen dafür). Na toll, des einen Freud, des anderen Leid.

Mittags machen wir ein paar Kilometer weiter, in Northampton, Pause. Es regnet immer noch; so was blödes. Nach dem Ort kommt Richtung Norden nicht mehr viel. Northampton ist eine typische, hübsche australische Kleinstadt (ein Nest um genauer zu sein). Hier gibt es sie noch, diese typischen, alten Kolonialwaren Geschäfte; wahrscheinlich ist der Frisör hier auch gleich Pfarrer und der Metzger an der Ecke auch gleich der Arzt. Es ist zwar erst halb Zwölf und für Mittag noch etwas früh, aber wir wollen die restlichen 300 KM bis in die Shark Bay (Monkey Mia) ohne Unterbrechung durchfahren (da kommt auch nicht mehr viel). Also entscheiden wir uns, dann doch schon etwas zu essen und betreten das einzige, in der Nähe der Hauptstraße gelegene Café. Ein einfaches Café, keine großartige Ausstattung. Man bestellt am Tresen, bekommet eine Nummer (die wird einfach auf den Tisch gestellt) und nach kurzer Zeit bekommt man sein Essen gebracht – es gibt endlich einen schönen Hamburger; Mahlzeit…

Man merkt, dass Westaustralien nicht so dicht besiedelt ist, wie der Osten. Von hier ab wird es Richtung Norden immer dünner. Wir fahren jetzt durch bis zum Overlander Roadhouse und biegen dort auf die kleinere Straße Richtung Monkey Mia ab. Hier kommen die Delphine bis an den Strand, dass wollen wir uns morgen anschauen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Harmelin – drei Häuser, ein Campground und eine alte Telegrafenstation von 1884 – sehen wir uns dort noch die Stromatoliten an und finden schließlich in Denham (25 KM vor Monkey Mia) einen passenden Caravan Park. Der Besitzer ist ein netter Kerl (Aussie halt) und weist uns seinen letzten Stellplatz (Powered Site) zu, der eigentlich keiner mehr ist. Wir bauen unser Nachtlager auf und machen alles fertig für die Nacht. Es gibt noch mal ein paar Regenschauer und wieder tropft es im Auto. Das nervt jetzt aber doch, wir klappen das Dach wieder runter und beschließen, unten zu schlafen. Hier haben wir zwar weniger Platz aber so bleiben wir wenigstens trocken.

 

Freitag, 13.08. – Tag 6

Monkey Mia

Der Plan funktioniert, das ist wie mit dem Regenschirm, nimmt man ihn mit, regnet es nicht… den Rest der Nacht bleibt es trocken und wir auch. Das ist gut so, wir haben den Wecker gestellt (für 6:00 Uhr) denn wir wollen heute gleich früh nach Monkey Mia und uns die Delphine ansehen, die hier jeden Tag an den Strand kommen; die Fütterung beginnt schon um 8:00 Uhr. Um halb acht sind wir unterwegs, die 25 KM bis Monkey Mia sind unproblematisch; ich teile mir die Straße mit ein paar Emus und Kängurus und um kurz vor acht sind wir da. Am Eingang zum Resort empfängt uns eine junge Frau mit der typisch australischen Freundlichkeit. Diesmal bin ich schneller und sage: “Hi, how are you?“ die Antwort kommt prompt: “I’m fine, thank you“. Nach einer kurzen Unterweisung über das Resort, Delphin Fütterung, Information, Parkplätze, zahlen wir pro Person 8,- $ Eintritt, parken unser Auto und stehen sogleich zwischen dutzenden anderer Touristen am Strand und schauen, wie die Delphine so einer nach dem anderen eintreffen.

Die Fütterung hat gerade angefangen. Die Delphine kommen seit Jahren freiwillig an den Strand. Bisher hat noch keiner eine umfassende Erklärung, warum sie gerade hierher kommen. Vermutlich ist es reine Neugier und natürlich bekommen sie auch den einen oder anderen Fisch. Satt gefüttert werden sie auf keinen Fall, denn sie sollen unbedingt weiterhin für sich selber sorgen. Ins Wasser gehen dürfen wir nicht und Anfassen wurde uns sowieso untersagt und das finden wir auch völlig in Ordnung so. Die Delphine sind hier, weil es ihnen Spaß macht und ansonsten sind sie unter sich. Das sollte auch so bleiben. Einzelne Zuschauer dürfen ins Wasser kommen und einem Delphin einen Fisch hinhalten, mehr nicht.

Das Resort ist schön hergerichtet und ein angenehmer Ort zum Verweilen. Das tun wir auch, schauen uns im Shop um, trinken noch einen Kaffee, erleben eine zweite Fütterung und machen uns wieder an die Weiterfahrt. Wir haben schließlich noch ein bisschen was vor. So fahren wir die 155 KM zurück zum Highway, halten unterwegs noch am Eagle Bluff und am Shell Beach an. Der Shell Beach ist ein absolut weißer und riesig breiter Strand, der jedoch nicht aus Sand, sondern aus einer bis zu vier Meter dicken Schicht aus Muscheln besteht. Wie die alle dahin gekommen sind? Auch dazu ist noch keinem eine passende Erklärung eingefallen.

An der Kreuzung zum Highway No. 1 liegt auch gleich das Overlander Roadhouse. Es ist Mittagszeit und bis zu unserem Tagesziel Carnarvon sind es noch 200 KM. Dazwischen gibt es nichts weiter, Tanken müssen wir auch, also was soll’s. Hin zum Roadhouse, das Auto vollgetankt. Ab hier gilt: immer wenn sich eine Gelegenheit bietet, Tanken. Billiger wird der Diesel jetzt eh nicht mehr, eher teurer. Wir bestellen einen Hamburger und eine Tüte Chips (Pommes), diese Hamburger sind groß genug für uns zwei.

Anschließend fahren wir ohne weiteren Stopp durch bis zu unserem Tagesziel. Wir genießen die frühe Ankunft, es ist ca. 16:00 Uhr und machen uns zu Fuß auf den Weg zum nächsten Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Heute Abend wollen wir uns etwas Warmes machen, so kaufen wir auch zwei Steaks. Auf Öl wollen wir verzichten, wir haben ja Butter und so eine 1 Liter Flasche bekommen wir eh nicht leer. Dazu eine Barbecue Sauce, das muss reichen. Fazit: Steaks in Butter anbraten funktioniert dann doch nicht so gut, also doch lieber richtiges Öl zu Braten mitnehmen…

 

Samstag, 14.08. – Tag 7

Nanutarra Roadhouse

Am Morgen packen wir dann unsere Sachen, verstauen wieder alles im Wagen und fahren noch kurz in den Ort zum Tanken. Es ist hier das gleiche wie zuhause in Deutschland, die Markentankstelle am Ortseingang ist teurer, wie die No-Name Tankstelle im Ort. So tanken wir dann für 1,409 $ voll, drei Cent günstiger.

Unser Ziel für heute ist das 370 KM entfernte Nanutarra Roadhouse. Auf diesem Abschnitt gibt es nichts weiter zu sehen. Ein paar Kilometer hinter dem Ort machen wir noch einen Abstecher zu den Blow Holes, diese liegen 58 KM abseits des Highway an der Küste. Die Blow Holes sind ein felsiger Abschnitt, wo das Meer bei aufbrausender See mit solcher Kraft durch Löcher im Fels gepresst wird, dass dadurch Fontänen von bis zu 20 Meter Höhe entstehen. Es ist ein beindruckender Anblick. Niemand würde angesichts solcher Naturgewalten auf die Idee kommen, dass man hier angeln oder gar schwimmen könnte. Niemand? Offensichtlich gibt es doch immer jemanden. Ein Schild weist darauf hin, dass hier im Jahr 2000 ein Angler bei dem Versuch, Fische zu fangen, ums Leben gekommen ist.

Gegen Mittag machen wir Rast am Minilaya Roadhouse. Wir besorgen uns drinnen zwei Cheeseburger und etwas zu trinken. Draußen suchen wir uns ein schattiges Plätzchen, finden einen Tisch, an dem ein Road Train Fahrer sitzt. Wie fragen ihn, ob wir uns zu ihm setzen dürfen, er lässt uns gewähren “oh, sure mates…“ und wir nehmen Platz. Es dauert nicht lange und wir sind ins Gespräch vertieft. Er erzählt uns, dass sein Truck kaputt ist und er auf den Service wartet. Wir verfallen in das übliche Frage, Antwort Spiel; wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin. Wir unterhalten uns über die verschiedensten Dinge, Job, Familie usw. Er interessiert sich für Deutschland/Europa, die Wirtschaftskrise. So weiß er auch, dass Griechenland kurz vor dem Bankrott ist. Fragt, wie denn das mit Deutschland ist, wir erzählen von Kurzarbeit. In Australien hat sich die Wirtschaftskrise nicht so stark bemerkbar gemacht.

Wir verabschieden uns von unserer kurzweiligen Begegnung, wünschen noch, dass er mit seinem Truck bald wieder weiter kommt und machen uns auf die restlichen 231KM. Am Nanutarra Roadhouse angekommen, empfängt uns ein typisch freundlicher Aussie. Wir fragen nach einem “Campsite for one night“, bekommen einen Platz zugewiesen und parken unser Auto. Eine Gruppe von Harley Davidson Bikern trifft auch noch ein, die bleiben aber lieber für sich; daher campen sie auch etwas abseits am Fluss. Das ist auch sicher besser so, denn der Krach der lautstarken Party ist gedämpft immer noch bis zu uns hörbar.

 

Sonntag, 15.08. – Tag 8

Tom Price

Nach dem Frühstück packen wieder unsere sieben Sachen. Das funktioniert inzwischen mit einer gewissen Routine. Während wir zusammenpacken, kommen wir mit dem älteren Ehepaar aus dem Nachbar Caravan (beide sind schon Rentner) ins Gespräch. Wieder erzählen wir uns, wo wir herkommen und in welche Richtungen wir fahren. Da sie aus der Richtung kommen, in die wir fahren, bekommen wir den Hinweis hinter Port Hedland am 80 Mile Beach zu übernachten. “It’s such a beautifull place“. Man kann dort Muscheln sammeln und den Sonnenuntergang bewundern. Wir überlegen, ob wir das einplanen sollen. Nach dem Tanken (1,759 $/Ltr.) machen wir uns dann auf den Weg nach Tom Price. Die 240 KM sind schnell zurückgelegt, um ca. 14:00 Uhr sind wir da. In den Karijini Nationalpark zu fahren macht für heute keinen Sinn mehr. Allein bis dahin sind es noch rund 50 KM und der Nationalpark ist riesig. Wir schauen uns ein wenig im Ort um. Tom Price ist ein reines Industriestädtchen und wurde durch eine große Eisenerz und Bauxit Mine im letzten Jahrhundert gegründet. Wir gehen in den nächsten Supermarkt und decken uns mit Lebensmitteln ein. Anschließend schauen wir noch in der Touristen Information rein und finden noch ein paar hilfreiche Informationen über den Nationalpark und die vielen verschiedenen Gorges (Schluchten), die es da zu sehen gibt.

Anschließend fahren wir zum einzigen Campingplatz in diesem Ort (ich habe Bedenken, dass dieser schnell ausgebucht sein könnte). Der Platz hat aber noch genügend freie Plätze zur Verfügung. Wir bekommen einen Platz zugewiesen und machen uns daran, unser Lager aufzubauen. Sehr unpraktisch, unser Stromkabel ist zu kurz. Wir fragen an der Rezeption nach, ob wir den Platz nebenan haben können, da dieser näher an der Versorgung lieg. Wir bekommen dann aber doch einen ganz anderen Platz zugewiesen… soll uns auch recht sein. Um vier Uhr beschließen wir, noch auf den Mt. Nameless zu steigen. Der Berg heißt tatsächlich so: “Berg Namenlos“ Der Fußweg ist in unserem Reiseführer mit zwei Stunden hin und zurück angegeben; das passt, denn es ist halb vier und um 18:Uhr wird es dunkel. Um fünf Uhr sind wir der Meinung, dass es sich bei den zwei Stunden doch wohl eher nur um den Hinweg handel kann. Dafür reicht unsere Zeit heute dann doch nicht und wir brechen unser Vorhaben ab. Wieder zurück an unserem Campmobil machen wir unser Abendessen. Heute gibt es Steaks in richtig heißem Fett angebraten – schon viel besser…

 

Montag, 16.08. – Tag 9

Karijini Nationalpark

Wir haben gut geschlafen, der Campingplatz ist angenehm ruhig. Für heute steht der Karijini Nationalpark auf unserem Plan. Wir fahren Richtung Norden aus Tom Price heraus; bis zum Eingang des Nationalparks sind es 49 KM und dann weiter in östlicher Richtung bis zum östlichen Ende. Der erste Halt ist die Dales George, ein beeindruckend schmaler Canyon mit einem Teich und einem kleinen Wasserfall am Ende. Der Weg in die Schlucht hinunter ist steil und tief. Lohnt aber allein schon wegen der ausgezeichneten Bademöglichkeit. Hinter dem kleinen aber wunderbar schönen Wasserfall (Fortescue Fall), der sich in Kaskaden über die felsigen Stufen ergießts befindet sich der Fern Pool, ca. 100 m, der ebenfalls zum Baden einlädt. Auch hier finden wir einen kleinen sehr attraktiven Wasserfall.

Von der Dales George fahren wir zum Informationszentrum. Das Informationszentrum ist ein großes Gebäude, das sich doch eher unscheinbar in das Gelände einfügt. Wir wollen uns zuerst einen Überblick verschaffen und machen uns dann auf, die verschiedenen Gorges zu erkunden. Unser nächster Stopp sind die Kalamina Falls. Wir steigen ein wenig in die Schlucht hinab schauen uns darin um. Auch hier hat es einen kleinen See und einen kleinen Wasserfall. Wir lassen die Umgebung einfach auf uns einwirken und genießen die Natur und die verschiedenen Vogelstimmen.

Weiter geht es zu den Jeoffre Falls, mit dem Jeoffre und dem Knox Lookout, der meiner Meinung nach beeindruckenste Canyon überhaupt. Ich finde die Schlucht atemberaubend schön und versuche, von allen Seiten Fotos zu machen. Ich klettere ein wenig in den Felsen herum und versuche, die beste Position für ein gelungenes Foto zu finden. Wir treffen hier auf einen Franzosen, der mit einem Motorrad unterwegs ist. Das interessiert uns. Ich erkundige mich nach seinem Woher und Wohin. Er erzählt uns, dass er für eine Firma in Frankreich arbeitet und für ein Jahr nach Australien gekommen ist. Zurzeit macht er Urlaub (ein halbes Jahr) und erkundet den Kontinent mit dem Motorrad. Ab Herbst will er dann für ein halbes Jahr arbeiten und im Frühjahr will er dann mit dem Motorrad zurück nach Frankreich fahren – vorbei an China, durch die Mongolei. usw… der hat Ideen, spannendes Vorhaben. Wir verabschieden uns mit der Vermutung, dass wir uns unterwegs sicher noch einmal begegnen werden, da er wie wir auch nach Norden fährt.


Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Canyon. Der Hankock und Weano George. Über den Oxer und Junction Pool Lookout haben wir einen beeindruckenden Überblick über die vermutlich größten zusammenhängenden Schluchten. Ich versuche, noch ein paar Fotos zu schießen aber die überwältigenden Eindrücke werden sie sicherlich nur annähernd wiedergeben können. Für die richtig spektakulären Fotos müsste man(n) in den Canyon steigen. Da ich aber weder über die Erfahrung noch über die Ausrüstung verfüge und es dafür eh schon etwas spät ist, fahren wir die nahezu 80 KM zurück zum Caravan Park nach Tom Price.

 

Dienstag, 17.08. – Tag 10

Port Hedland

Wir haben uns heute für die Mining Tour in Tom Price eingetragen. Unser erster Anlaufpunkt ist die Touristen Information, wo wir Schutzbrillen und Helme bekommen. Wir reihen uns in die Schlange der anderen Teilnehmer ein und warten, bis der Bus kommt – selbst dürfen wir nicht über das Gelände fahren. Das wäre auch viel zu gefährlich bei den riesigen Schaufelbaggern und Radladern, die hier rumfahren. Hier gibt es eigene Verkehrsregeln und eine eigene Verkehrsleitzentrale (Groundcontrol). Der Busfahrer muss sich an den verschiedensten Stellen melden und vor dem Befahren oder Überqueren einer Straße eine Freigabe über Funk einholen. Genauso muss er sich zurückmelden, wenn er die Straße oder Kreuzung wieder verlassen hat. Die Radlader, die die ausgehobene Erde abtransportieren, sind riesig. Ein Reifen hat einen Durchmesser von 3.7 m und kostet je nach Dollarkurs zwischen 30.000 und 40.000,- $. So ein Radlader wiegt beladen ca. 120 Tonnen und verbraucht bergauf nur 20 Ltr. (pro KM!!!), der Tank fasst über 4.000 Liter. Ein etwas abseits der Straße liegen gelassener Pick Up, der von einem solchen Gefährt überrollt wurde, ist ein beeindruckender Nachweis für die Kraft dieser Ungetüme (leider habe ich das zu spät gesehen und es verpasst, ein Foto zu machen). Wir dürfen an einer Stelle aussteigen, Helm und Brille aufsetzen nicht vergessen, das ist hier Pflicht und uns ein wenig im abgegrenzten Bereich umsehen. Anschließend werden wir noch ein Stück weit über das Gelände gefahren, eine Zugbeladung können wir uns jedoch leider nicht ansehen, heute ist noch kein Zug da. Diese Züge sind unglaublich lang, 3 KM und haben 4 Loks, zwei vorne und zwei in der Mitte.

Nach gut anderthalb Stunden sind wir wieder zurück und machen uns auf den Weg nach Port Hedland. Eingekauft haben wir schon am Morgen vor der Führung und vollgetankt auch. Somit gibt es jetzt nichts mehr, was uns noch aufhalten kann… Der Weg führt uns erneut durch den Karijini Nationalpark. Bis Port Hedland sind es 420 KM und um auf den Great Western Highway zu kommen, gibt es keinen anderen Weg. Wir legen den Abschnitt schnell zurück und sind schon ein gutes Stück auf dem Highway unterwegs, als wir ca. 200 KM vor unserem heutigen Tagesziel von einem Schwertransport aufgehalten werden und auf einen Parkplatz ausweichen müssen. Uns kommen zwei Tieflader mit je zwei Zugmaschinen, einer vorne und einer hinten, entgegen, die Brückenteile transportieren. Dieser Transport ist so breit, dass er die gesamte Straßenbreite in Anspruch nimmt. Ein freundlicher Mitarbeiter des Escort Service erklärt uns die Situation, gibt uns zwei Flaschen Wasser und weist uns auf den Parkplatz ein. Er bedankt sich für unsere Geduld und wir warten gespannt auf dem Parkplatz bis der Transport uns passiert hat.

Mit ein paar Fotos mehr in der Kamera geht es nun ohne Unterbrechung weiter zum Tagesziel nach Port Hedland. Dort erwartet uns eine neue Überraschung: alle Campingplätze sind restlos ausgebucht und wir bekommen keinen Platz mehr. Der letzte Campingplatz, den wir finden (BIG4), verweist uns auf eine Ausweichmöglichkeit, einen sogenannten “overflow“ Platz. Wir suchen und finden den Platz, 16 KM außerhalb. Bei dem Platz handelt es sich letztlich um den Parkplatz eines Golfplatzes. Ein wenig frustriert und gereizt sind wir dann schon, als wir dort ankommen. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Aber wir sind nicht die einzigen und kommen schnell mit anderen Campern ins Gespräch. Unter anderem erfahren wir, dass wir die Duschen und Toiletten des Golf Club benutzen können; ok, schon besser. Wir erregen die Aufmerksamkeit eines australischen Paares aus der Nähe von Melbourne und werden nach kurzem Bekanntmachen zum Abendessen eingeladen. Die zwei heißen Sue und Rick, sind offiziell in Rente und haben sich vorgenommen, 12 Monate lang durch ihr Land zu reisen. Sie haben sich dafür vor einiger Zeit einen Caravan zugelegt, mit dem man auch in Australien “fast“ überall hinfahren kann. Sie erkundigen sich nach unseren Reiseplänen, wollen wissen woher wir kommen und was wir zuhause so machen.

Es wird ein kurzweiliger und interessanter Abend, wir bekommen den einen oder anderen Tipp, was es auf unserer Route so Interessantes zu sehen gibt und wollen sehen, was davon in unsere Planung passt. Wir tauschen die Email Adressen aus und wollen ein wenig in Kontakt bleiben um zu erzählen, was wir daraus gemacht haben. Hat Rick doch das gleiche Hobby wie ich: das Fotografieren. Er hat sich u.a. vor nicht allzu langer Zeit eine Hasselblad zugelegt. Allerdings ist sein Schwerpunkt das Fotografieren von Vögeln. Wir beschließen den Abend, bedanken uns für die Einladung und verabschieden uns. “Thank you for chatting“ sagt Sue – danke fürs Schwätzen.

 

Mittwoch, 18.08. – Tag 11

Port Smith

Am darauf folgenden Morgen kommt eine Frau, um die Übernachtungsgebühr zu kassieren – 25,- $. Schnell bildet sich ein illustres Grüppchen und es entsteht eine interessante Diskussion über die Situation der Wohnungen und Häuser und den damit zusammenhängenden Mietpreisen. Somit erfahren wir auch den Grund für die Überfüllung der Campingplätze. In Australien ist es üblich, ganze Häuser zu mieten und die Miete wird hier pro Woche gezahlt. Durch die Mienengesellschaften sind die Mietpreise explodiert, so kostet ein Haus in Port Hedland inzwischen 1.600,- bis 1.800,- $ pro Woche! Was dazu führt, dass die Leute sich die teuren Mieten nicht mehr leisten können und immer öfter auf die Campingplätzte ausweichen, was immer noch die günstigste Art zu wohnen darstellt.

Den ersten vielversprechenden Hinweis von Rick wollen wir heute gleich umsetzen. Wir hatten eigentlich überlegt, von Port Hedland die ca. 240 KM zum 80 Mile Beach zu fahren, dann dort zu bleiben und auch dort zu übernachten. In Anbetracht des nicht allzu weiten Weges wird nun das ca. 200 KM weiter nördlich liegende Port Smith unser Tagesziel. Die Lagune mit ihren Mangroven soll wunderschön sein. Von hier sind es dann nur noch 144 KM bis Broome. Die Stadt der Perlentaucher und der Ausgangspunkt für die Kimberleys. Das trifft sich auch besser mit unseren Etappenzielen.

Wir machen dennoch am 80 Mile Beach halt, welcher seinen Namen durch einen über 80 Meilen (ca. 125 KM) langen Strandabschnitt erhalten hat, der weder durch Buchten noch durch andere natürliche Gegebenheiten unterbrochen wird. Neben dem Campground gibt es einen Zugang zum Strand. Wir stellen unser Auto ab und laufen zu Fuß über die Dünen zum Strand. Man könnte auch mit dem Auto auf den Strand fahren. Das ist weder verboten, noch wird man sonst irgendwie daran gehindert. Das ist in Australien eher so üblich und da macht sich auch sonst keiner Sorgen drum; hier oben in der Gegend sind vermutlich eh überwiegend “4Weeler“ (wie die Geländewagen mit Allradantrieb hier heißen) unterwegs.

Viele Angler säumen den Strand und das eine oder andere Auto steht auch dabei. Schwimmen ist hier sowieso nicht ratsam, in diesem Gebiet gibt es Haie und auch so genannte “Marine Stinger“ (eine Art Feuerqualle, nur noch giftiger). Ansonsten finden auch wir den Ort nicht sonderlich aufregend, kennen wir das doch schon von Fraser Island. Also fahren wir weiter nach Port Smith, was weder ein richtiger Hafen und schon gar keine Stadt ist. Port Smith liegt 23 KM abseits des Highways und besteht eigentlich nur aus zwei, drei Häusern, einem Campingplatz und einer Zapfsäule für Benzin für die Boote. “Boote“, bei den Booten handelt es sich eher um Ruderboote mit Motor, so wie sie von Anglern benutzt werden, was auch hier der Fall ist. Auf dem Campinglatz leben auch Kängurus. An der Anmeldung bekommen wir den Hinweis vorsichtig zu fahren und kein Tier anzufahren, da die Kängurus frei herumlaufen und ziemlich zutraulich sind.

Wir laufen die ca. 600 Meter zur Lagune und lassen uns beeindrucken von der überwältigenden Natur. Wir erleben einen fantastischen Sonnenuntergang (ich mache zahlreichen Fotos) und sind schlichtweg beeindruckt. Echt cool, danke Sue und Rick…

 

Donnerstag, 19.08. – Tag 12

Broome

Am frühen Morgen werden wir von zahlreichen Vogelstimmen geweckt – wow – so haben wir das lange nicht mehr gehört (zuletzt im Outback). Ich stehe extra gaaanz früh auf und versuche, mit der Kamera die vielen Stimmen einzufangen; mal sehen, ob das klappt….

Wir sind auf dem Weg nach Broome, es ist Zeit, mal wieder eine Stadt zu besuchen. Die 145 KM von Port Smith haben wir schnell zurückgelegt und steuern zuallererst den Campingplatz an, den wir uns ausgewählt haben. Wir wollen gleich früh einchecken und uns somit einen Platz sichern. Auch Broome hat nicht übermäßig viel freie Kapazitäten zu bieten. So sichern wir uns die Gunst der frühen Stunde und damit gleich einen Platz für zwei Nächte, denn die Stadt wollen wir uns schon ein wenig genauer anschauen.

Als Nächstes statten wir dem Visitor Center einen Besuch ab. Zum einen wollen wir uns einen Überblick verschaffen, zum anderen wollen unsere Möglichkeiten prüfen, zwei Empfehlungen von Sue und Rick (natürlich) nachzukommen. Die eine ist Cape Leveque und die andere sind die Horizontal Waterfalls. Nachdem wir uns zwischen den Regalen mit Prospekten eine Weile umgeschaut haben, wollen wir uns von jemandem beraten lassen, dazu müssen wir uns in die Reihe der Wartenden stellen. Die junge Frau am Schalter ist sehr nett und zeigt uns mehrere Möglichkeiten auf. Sie telefoniert auch gleich mit dem einen oder anderen Campingplatz, um die Verfügbarkeit zu prüfen. Dabei erfahren wir dann, dass der Campground an der Spitze von Cape Leveque ausgebucht ist und wir auf die Middle Lagoon ausweichen müssen. Mit den Flügen zu den Horizontal Waterfalls ist es ähnlich. Frühestens Sonntagmittag oder Montag früh sei wieder etwas frei heißt es. Hier kommen die Kosten noch dazu: 625,- $ pro Person (“if you can affort it“ hat Sue gesagt, wenn ihr es euch leisten könnt…). Wir nehmen die Information dankend auf, teilen der jungen Frau mit, dass wir uns einen Überblick über unsere Pläne (und Finanzen) machen müssen und versprechen, am Nachmittag wiederzukommen.

Wir gehen durch das nahegelegene Einkaufszentrum, überqueren die Straße und entscheiden uns kurzerhand beim Chinesen an der Ecke (der keiner war) für den Mittagstisch: Curry Huhn mit Reis, 12.- $. Irgendwie kennen wir das anders - aber gut, so schlecht war es dann doch nicht. Während dem Essen überdenken wir unsere Pläne für die nächsten Tage. Wir wollen uns morgen, Samstag, Broome ansehen, am Sonntag zur Middle Lagoon nach Cape Leveque und am Montag dann von Derby aus den Ausflug zu den Horizontal Waterfalls machen. Jetzt sind wir hier, wer weiß, wann wir wiederkommen und was dann ist… Wieder zurück zum Visitor Center ist die junge Frau von vorhin jetzt auch zu Tisch und wir werden von ihrer Kollegin bedient. Wir erklären unser Anliegen und dass wir uns entschieden haben. Sie telefoniert, prüft und bucht für uns. Macht insgesamt 1290,- $, nicht gerade billig. Andere haben davon geschwärmt und ich habe auch im Reiseführer und im Internet darüber gelesen, es soll das Geld wirklich wert sein.

Am Nachmittag besuchen wir dann die Malcom Douglas Krokodil Farm. Die Führung ist wirklich toll gemacht. Wir sind in einer kleinen Gruppe von ca. 10 – 12 Leuten unterwegs und der Führer gibt uns jede nur erdenkliche Information über Krokodile. Salzwasser, Süßwasser, was sind die Unterschiede. Alter, Größe, Schnelligkeit; der Schwanz z. B. besteht aus einem einzigen Muskel, womit das Krokodil in Bruchteilen von Sekunden 10 – 15 m zurücklegen kann. Vorsicht also, diese Burschen sind ungeheuer schnell. Er stellt uns “Fatso“ vor (ein mehr wie fünf Meter großes, ausgewachsenes Krokodil), der dadurch berühmt wurde, dass er vor sechs Wochen von einem betrunkenen Aussie nach einer ausgelassenen Zechtour bestiegen wurde, was sich Fatso allerdings nicht hat gefallen lassen. Der Betrunkene konnte sich wohl buchstäblich im letzten Moment über den Zaun retten, ging zurück in seine Kneipe, wo er von Polizei und Notarzt versorgt wurde (Aussie‘s halt).

Zum Abschluss des Tages fahren wir zum Cable Beach, um dort den Sonnenuntergang zu bewundern. Aller Romantik zum Trotz sind wir nicht nur nicht alleine, wir teilen dieses allabendliche Spektakulum mit hunderten anderen Schaulustigen und einigen Kamelen. Am Strand, auf den Felsen, auf den Terrassen der Restaurants, überall sitzt man und wartet. Ein richtiges Happening, jeder macht etwas anderes. Die Einen bringen sich ihre Stühle mit, die Anderen veranstalten ein komplettes Barbecue, wieder Andere nehmen an einer Kamel Safari teil. Teilweise fahren die Leute auch mit dem Auto bis auf den Strand… in Australien ist eben manches anders. Ein Sonnenuntergang am Strand von Broome ist schon richtig klasse und wir sind einmal mehr überwältigt – wow.

 

Freitag, 20.08. – Tag 13

Broome

Heute werden wir uns die Stadt Broome anschauen. Nach dem Frühstück und dem üblichen Einpacken und “Aufsatteln“ fahren wir als Erstes zum Gantheaume Point. Dieser Leuchtturm liegt am südwestlichen Ender der Halbinsel und beeindruckt durch seine unglaublichen Felsformationen. Ich entdecke zwischen den Felsen ein paar richtig große Krebse und schieße ein paar schöne Fotos. Auf dem Gerüst des Leuchtturms nistet ein Adlerpärchen samt Jungen. Von hier fahren wir über die Südspitze zum Friedhof der japanischen/chinesischen Perlentaucher und werden wieder einmal überrascht. Auf dem Parkplatz des Friedhofes steht ein Pickup mit umgebautem Anhänger, auf dem sich eine hochwertige Kaffe, Espresso, Cappuccino Maschine befindet. Davor verkauft eine Frau frisch gemachten Kaffe, Cappuccino, etc. richtig klasse. In Anbetracht der Schlange davor schließen wir darauf, dass es hier etwas Gutes gibt und bestellen uns sogleich jeder einen Iced Moccachino – schmeckt wirklich sehr gut.

Friedhöfe finden wir immer wieder interessant, sind sie doch der Spiegel der unterschiedlichen Kulturen. Im Anschluss an den Rundgang ziehen wir ein wenig durch die Strassen und Geschäfte und lassen die Flut an Souvenirs und jede Menge Krimskrams auf uns einwirken. Ich finde, dass es mal wieder Zeit ist, zum Friseur zu gehen. Wir sind in Broome und diese Stadt lebt nicht nur von Perlen und Fischerei, sondern beherbergt auch jede Menge Einwanderer aus aller Herren Länder. Die junge Frau, welche mir die Haare schneidet, ist Französin und ihre Kollegin, erzählt sie stolz, sei aus Deutschland. Wir ziehen noch ein wenig durch die Straßen, genießen einen Milch Shake und besuchen das älteste Open Air Kino, gegründet 1916. Anschließend fahren wir zum Town Beach, um unsere restlichen Urlauskarten zu schreiben. Wir bekommen Besuch. Zwei Aborigines kommen und setzen sich zu uns. Nicht, das wir etwas gegen die Ureinwohner dieses Landes hätten oder gar Angst vor fremden Kulturen, nur sind diese beiden Zeitgenossen nicht mehr so ganz nüchtern. Stellen sie sich uns zum einen als Brüder vor, wissen aber zum anderen nicht mehr so recht, wer der Ältere ist etc. Leider ist das auch heutzutage noch ein Problem mit den unterschiedlichen Kulturen. Einerseits hat der “weiße“ Mann die Ureinwohner viel zu lange unterdrück und erst viel zu spät mit der Integration begonnen, zum Anderen sind die Aborigines nicht wirklich zu „kultivieren“ – es sind eben immer noch Nomaden und können so gar nichts mit der Lebensart des weißen Mannes anfangen. Die Aborigines leben seit rund 40.000 Jahren auf diesem Kontinent (ab originale = von Anfang an). Auch unserer zwei Besucher können nichts mit der Welt des weißen Mannes anfangen und trinken sich so durch den Tag. Ich schreibe die letzten Karten zu Ende und wir raffen unsere sieben Sachen zusammen und machen uns auf den Weg zum Cable Beach; wollen wir doch dort noch einmal den Sonnenuntergang genießen.

 

Samstag, 21.08. – Tag 14

Cape Leveque

Der Abend am Strand war uns erneut ein unvergessliches Erlebnis. Nach dem Frühstück ist mal wieder Zusammenpacken angesagt. Bevor wir uns endgültig auf den Weg machen, fahren wir noch kurz nach Broome rein, beim Postamt die Karten einwerfen. Anschließend geht es direkt auf den Highway Richtung Derby, von dem wir den nach wenigen Kilometern nach Norden, zum Cape Leveque abbiegen. Wir wollen heute zur Middle Lagoon fahren. Die Straße zur Middle Lagoon besteht aus wenigen Kilometern Teerstraße, die restlichen 130 KM sind unbefestigt und doch recht strapaziös. Die raue Schotterpiste wechselt sich ständig aber unregelmäßig mit sehr feinsandigen Abschnitten ab. Immer wieder tauchen unerwartet felsige oder mit tiefen Schlaglöchern übersäte Abschnitte auf. Auf den letzten 30 dieser 130 KM wird das Fahren dann zu einer echten Herausforderung. Der Sand ist hier fein wie Pulverschnee und es fährt sich auch entsprechend. Als doch tatsächlich Gegenverkehr kommt, fordert die inzwischen einspurige Straße mit ihren mittlerweile 30 – 40 cm tiefen Spurrillen mein ganzes fahrerisches Können. Ausweichen über die Böschung in pulverartigem Sand ist eben auch nicht so einfach. Der über 2 Tonnen schwere Geländewagen will trotz eingeschaltetem Allrad und voll eingeschlagener Lenkung einfach nicht auf die Böschung und fährt weiter gerade aus. Da hilft auch der 4.5 Ltr V8 Turbo Diesel mit sicherlich reichlich PS und Drehmoment nicht weiter.

Schließlich bekomme ich dann doch die linke Seite auf die Böschung, meinem Gegenüber gelingt das Gleiche und wir kommen aneinander vorbei. Die Middle Lagoon empfängt uns mit einem geräumigen Campground, der noch reichlich Kapazität frei hat und einer wunderbar großen Lagune, in der man wunderbar Baden und Fischen kann. Zahlreiche am Strand abgestellte Geländewagen mit Bootsanhängern zeugen davon, dass doch so manch einer zum Angeln unterwegs ist. Meine Frage nach etwaigen Haien oder Feuerquallen wird auf die typisch australische Art beantwortet: “no worries, mate, you can swim…“ gefolgt von der Info, dass keiner in der letzten Zeit irgendwas derartiges im Wasser gesehen hat. Ichvertraue der jungen Frau und lasse mich auf ein Bad ein. Super: das Wasser ist gar nicht kalt und doch herrlich erfrischend.

Nach dem wir uns erfrischt und geduscht haben, begeben wir uns erneut zum Strand und lassen uns ein weiteres Mal von einem hinreißenden Sonnenuntergang verwöhnen, der uns einmal mehr mit seinen Farben verzaubert – richtig genial. Den Tipp mit Cape Leveque haben wir von einer älteren Dame aus Port Smith, die uns davon vorgeschwärmt hat. Vielen Dank für dieses überragende Erlebnis.

 

Sonntag, 22.08. – Tag 15

Derby

Am Morgen machen wir uns auf den Rückweg über die 130 KM unbefestigte Straße, wo wir etwa um halb Zwölf am Roebuck Roadhouse ankommen. Mangels ausreichender Verpflegung holen wir uns im Roadhouse ein paar Sandwhich sowie einen Obstsalat und zum Nachtisch gibt es dann noch ein Eis als Belohnung für die überstandene Tortur der unbefestigten Straße. Das ist eben auch Australien, dafür sind wir hier.

Wir fahren ohne weitere Unterbrechung über den weitgehend geteerten und schnurstracks geraden Highway nach Derby, hier haben wir für morgen einen Ausflug zu den Horizontal Waterfalls gebucht. Es ist Sonntagnachmittag und es gibt nicht weiter viel zu tun und in der Stadt ist es entsprechend heiß, wir sind im Norden von Australien. Wir besichtigen den Boab Prison Tree, der mit seinen 14 m Umfang und einer Höhle mittendrin im 19. Jahrhundert von der Polizei als Übernachtungszelle für eingefangene und verhaftete Aborigines verwendet wurde (daher auch der Name). Auf dem Rückweg zum Campingplatz kaufen wir noch eben im Supermarkt ein (der hat auch sonntags geöffnet), anschließend machen wir es uns dann an unserem Campmobil gemütlich und lassen den Tag ausklingen.

 

Montag, 23.08. – Tag 16

Horizontal Waterfalls

Heute früh stehen wir schon um kurz vor acht am Visitor Center und warten auf den Bus, der uns dort um 8:15 Uhr abholen soll. Guter deutscher Pünktlichkeit zur Folge sind wir natürlich überpünktlich. Da wir bei der Buchung in Broome noch nicht wussten, wo wir uns in Derby aufhalten werden, haben wir das Visitor Center als Treffpunkt ausgemacht. Auch in Australien weiß man gutes Timing und Pünktlichkeit zu schätzen und so werden wir um kurz nach acht von einer netten Frau in einem reichlich heruntergekommenen Taxi abgeholt. “Sorry folks, the bus is low on battery, so we need to use the spare car…“ entschuldigt sie sich und lacht. So, so, beim Bus ist also die Batterie leer und sie haben ein altes Taxi, welches sie als Ersatz benutzen. Wir lachen mit, ist ja auch nicht schlimm, bis zu dem kleinen Flugplatz wird uns das gute Gefährt schon noch bringen.

Wir sind die ersten am “Flughafen“ (klein aber fein). Die anderen Teilnehmer treffen kurz darauf auch mit einem Großraumtaxi ein. Sie kommen, wie sollte es auch anders sein, natürlich alle vom gleichen Campingplatz wie wir. Es sind insgesamt neun Teilnehmer. Wir tragen uns als erstes in eine Liste ein, bekommen alle Namensaufkleber mit unseren Vornamen, zum Aufkleben auf das T-Shirt. Dann treffen wir den Piloten, bekommen die Sicherheitsbestimmungen erklärt und was im Notfall zu tun und auch zu lassen ist und los geht’s. Der Flug zu den Horizontal Waterfalls dauert ca. 35 min. Der Pilot gibt den einen oder anderen Hinweis. In dem Flieger geht es eng und stickig zu, viel Platz ist hier nicht aber der Flug geht ja auch schnell. Schon landen wir sanft auf dem Wasser vor der dort verankerten Basisstation.

Wir werden von einem jungen Pärchen empfangen, welches uns sogleich in den Schatten bittet, während das zurückkommende Speedboat seine Passagiere aussteigen lässt. Es steht eine Schale mit Früchten auf dem Tisch, Kaffee, Wasser und Saft; alles ist vorhanden: “please help yourself“ (bitte bedient Euch) heißt es dann. Wir haben kurz Zeit, uns auf unsere nächste Aktivität vorzubereiten. Wir legen Taschen, Fotos, Hüte etc.ab und bekommen eine kurze Einweisung zum Thema Speedboat fahren. Soll bedeuten, wir bekommen die Schwimmwesten erklärt und wie wir sitzen bzw. wo wir uns festhalten können. Gesagt, getan. Schwimmweste angelegt, Foto umgehängt, alles andere bleibt auf dem Schiff und schon geht’s los. Wir sitzen auf dem Speedboat (eine Art Gummiboot mit zwei Reihen Sitzen nebeneinander, sechs Mann hintereinander, ähnlich wie auf einem Motorradsattel) und jagen mit zwei Außenbordmotoren und insgesamt 500 PS wie von einem Katapult geschossen über das Wasser. Ein echt berauschendes Gefühl. Unser „Kapitän“ fährt mit uns in ein paar Kurven auf den ersten “Wasserfall“ zu.

Bei den Horizontal Waterfalls handelt es sich um zwei hintereinander liegende Buchten (eigentlich eher Seen von mehreren Quadratkilometern Ausdehnung), welche durch zwei schmale Schluchten miteinander verbunden sind. Die erste (die Äußere) misst 12 m, die hintere misst 7,5 m. Durch diese Schluchten fließen, bedingt durch die Gezeitenströmung (Tidenhub von über 9 m) bis zu 5.000.000 Ltr. pro Sekunde! Wodurch der Eindruck eines horizontalen Wasserfalls entsteht. Und schon heulen die Motoren unseres Bootes auf. Da die Strömung überaus stark ist, können wir diese Engstelle nur mit großer Geschwindigkeit durchfahren. So oder so ähnlich dürfte sich der Baron von Münchhausen auch bei seinem Ritt auf der Kanonenkugel gefühlt haben. Es ist Flut (auflaufendes Wasser), das bedeutet, wir fahren mit der Strömung. Raus müssen wir dann gegen die Strömung, das wird interessant. Zuerst aber fahren wir noch durch die zweite, schmalere Schlucht, was eine noch stärkere Strömung verspricht. Um uns ein Gefühl für die Strömung zu geben lassen wir uns ein Stück weit rückwärts in die Strömung rein treiben. Man hat das Gefühl, die Außenbordmotoren laufen bereits auf vollen Touren. Bis unser „Kapitän“ den Gashebel betätig, um uns aus diese Strömung zu befreien. Er wendet das Boot in einer großen Schleife und wir werden auf der wogenden und tosenden Strömung durch die schmale Schlucht katapultiert. “no worries, mates, it’s safe“ keine Angst, das ist sicher sagt der „Kapitän“ und lacht.

Er erklärt sogleich, dass, würden wir langsam fahren, das Boot von der tieferen Strömung und den Strudeln erfasst und gegen die Felsen geschleudert werden würde. Unglaublich, welche Kräfte hier herrschen. Wir bekommen so einiges über die geografischen und geologischen Hintergründe dieser Umgebung erklärt. Der Rückweg durch die Schluchten, gegen die starke Strömung gleicht dann allerdings doch einem Ritt auf dem Vulkan. Was jedoch keinen der Teilnehmer daran hindert, in freudige Jippiayje-Rufe auszubrechen. Steht doch jedem der Teilnehmer, ob jung, ob älter, noch das “wow, war das cool, können wir das nochmal machen…“ ins Gesicht geschrieben (auch Petra sieht man die Begeisterung an – *grins*) und schon jagen wir wieder mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung unserer Basisstation. Das wird noch jedem lange in Erinnerung bleiben.

Wir sind unterwegs, um andere Buchten zu erleben. Als nächstes bekommen wir das Zuhause unseres Guide gezeigt, ein Hausboot. Na ja, eher ein Boot ohne Haus, nur mit einer Überdachung. Auf der Plattform sehen wir ein Zelt, eine Couch und einen Boxsack. Ein Fass mit einem Schlauch, gefüllt mit Wasser, dient als Dusche. An einer Seite des Bootes lesen wir: „No Fishing“, nicht Angeln. Wir bekommen sogleich erklärt, dass er sich hier ein paar Haustiere hält. Hunde, Schafe, Ziegen, das alles geht natürlich nicht; aber Fische… lacht, greift ins Wasser und holt sogleich ein Prachtexemplar heraus. Ein richtig großer Bursche, bestimmt 5-6 Kilo. Grinst, streichelt ihn und kaum, dass ihn jeder gesehen hat, setzt er ihn auch schon wieder ins Wasser. Wir fahren noch ein wenig durch zwei weitere Buchten und bekommen weitere Informationen über die geologischen Bodenschätze dieser Region.

Wieder an unserer Basisstation angekommen, steigen wir um auf ein größeres und komfortableres Boot mit einer Sitzgruppe und einem großen Tisch in der Mitte. Unsere Fahrt führt uns weiter zu einer auf der anderen Seite gelegenen Insel und wir sind eine Weile unterwegs. Auf Nachfragen anderer Teilnehmer erfahren wir weitere Hintergrundinformationen zu der Firma, welche die Bodenschätze dieses Gebietes abbauen will. Ich kann jetzt dann aber doch nicht alles verstehen - eins ist jedoch sicher: die Profitgier mancher Menschen kennt auch angesichts solch überwältigender Natur keine Grenzen. Hat man doch in dieser abgelegenen Gegend Bodenschätze wie Diamanten und Eisenerz entdeckt. Die Planungen und Vorbereitungen für deren Abbau sind bereits in vollem Gange. Auch der Versuch, Funk und Fernsehen sowie Bekannte Leute wie Malcolm Douglas hinzuzuziehen, scheint nicht zu helfen. Der Bitte, an einer Unterschriftenaktion zur Rettung des Gebietes teilzunehmen, kommen alle Teilnehmer bereitwillig nach. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei diesem Gebiet um kein Naturschutzgebiet handelt und diese Gegend auch nicht von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet ist, besteht seitens der Regierung keine Möglichkeit, dem Handeln Einhalt zu gebieten.

Nun soll man sich ja mit Fremden nicht gleich am Anfang auf politische Diskussionen einlassen. Nachdem sich aber angesichts der Hintergründe eine solche entfacht, kommen doch alle schnell zum gleichen Schluss: Überall auf diesem Planeten ist es dasselbe. Die Regierungen tun einfach nicht genug, wenn es um die Erhaltung der Natur geht. Dafür ist einfach zu viel Geld im Spiel und Reichtum bedeutet Macht und Macht bedeutet Reichtum; aber wer zum Teufel kann schon Diamanten essen… Danach kann – wer will sein Angelglück versuchen (ich habe natürlich wieder nichts gefangen, nicht einmal meinen Köder haben sie gefressen) – etwas später machen wir an einer Insel halt. Wir werden zum Schwimmen eingeladen, während für uns auf Deck der Lunch (das Mittagessen) vorbereitet wird. Nachdem wir uns mit einem Bad erfrischt haben, ist das Essen fertig; es gibt frischen Fisch, leckere Salate und Obst. Anschließend geht es zurück zur Basis. Dort angekommen, erwartet uns noch ein weiteres Bad, diesmal im Haikäfig. Unheimlich aufregend diese mörderisch gefräßigen Meeresbewohner kann ich da nur sagen. Da möchte man keine Hand dazwischen haben, wenn der zubeißt.

Schon neigt sich der Ausflug dem Ende entgegen. Die kleine Cessna kommt mit einer Gruppe neuer Gäste und wir dürfen uns schon für den Rückflug bereit machen. Insgesamt war es ein aufregender, spannender und sehr erlebnisreicher Tag für uns. Wieder zurück auf dem Flugplatz in Derby bringt uns ein Kleinbus (die Batterie ist wohl inzwischen wieder geladen) zurück zu unserer Unterkunft. Wir verabschieden uns alle voneinander und werden wohl noch lange an diesen erlebnisreichen Tag zurückdenken. Am Abend schauen wir uns noch einmal die unzähligen Fotos auf unserem kleinen Notebook an.

 

Dienstag, 24.08. – Tag 17

Bell Gorge

Wir sind heute zeitig aufgestanden, haben wieder einmal unsere Sachen gepackt und wollen sogleich mit einem neuen Abschnitt, der Gibb River Road, beginnen. Noch schnell volltanken (der Preis für Diesel liegt mal wieder mit 1,589 über dem Durchschnitt) und schon sind wir unterwegs. Vorbei an dem Boab Prison Tree biegen wir kurz hinter dem Flugplatz in Richtung Osten ab. Schon nach wenigen Metern beginnt der raue und harte Alltag der unbefestigten Highways (unsealed road). Wir fahren vorbei an dem Abzweig nach Fitzroy Crossing, weiter auf der Gibb River Road bis zu dem kleinen Abzweig, der uns zur Bell Gorge bringt. Nachdem wir unsere ursprüngliche Route, die Gibb River Road bis zum anderen Ende zu durchfahren, aufgegeben haben, wollen wir heute bis Iminitji fahren. Anschließend wollen wir morgen ein paar KM (ca. 100 KM) zurück bis zum Abzweig und dann über die südliche Route, Fitzroy Crossing und Halls Creek, weiterfahren. Wir haben von verschiedenen Reisenden erfahren, dass wir zwischen Bell Gorge und El Questro keine wesentlichen Highlights verpassen (das hatten uns Sue und Rick aber auch schon gesagt). Die Manning Gorge und ganz besonders das Mitchell Plateau mit den Mitchell Falls wären noch ein Highlight in dieser sonst so verlassenen Gegend, jedoch gibt es um diese Jahreszeit (Trockenzeit) nur wenig bis kein Wasser. So wollen wir uns und unserem Gefährt diese raue und unwegsame Piste dann doch nicht zumuten und nehmen dann lieber die südliche Route, zumal wir im östlichen Teil der Kimberlys den Bungle Bungle Nationalpark besichtigen wollen, der somit genau auf unserem Weg liegt. Würden wir über die Gibb River Road fahren, wäre zwar der direkte Weg kürzer, würde jedoch der Ausflug zu den Bungle Bungles einen Umweg von etwa 500 KM bedeuten. Zuweilen kommt es vor, dass man instinktiv seine Pläne ändert und im Nachhinein stellt sich heraus, dass es noch weitere Gründe gab, sich anders zu entscheiden. Auch für uns sollte sich noch herausstellen, dass wir gut daran getan haben, nicht die Gibb River Road zu fahren; dazu später mehr…

Bei der Bell Gorge finden wir ein schattiges Plätzchen und parken unser Auto. Es ist heiß hier oben im Norden, es hat gut und gerne 32 – 34 Grad. Wir wechseln die Schuhe, packen uns eine Flasche frisches Wasser ein und machen uns auf den Weg zur Schlucht. Der Weg führt uns über einen geröllartigen Pfad und nach ca. 2 KM sind wir am Ziel. Wir sind begeistert. Die Schlucht bricht in mehreren Stufen durch den Fells, unterbrochen von mehreren, größeren und kleineren Teichen, die zum Baden einladen, und einem Wasserfall. Wir steigen am westlichen Rand der Schlucht ein wenig die Felswand hoch, wo ich eine ausgezeichnete Möglichkeit zum Fotografieren habe. Wie gesagt, es ist heiß. Der Teich zum Schwimmen liegt tief unter uns. Es tummeln sich bereits mehrere Leute darin. Ich möchte gerne den Weg über die andere Seite in die Tiefe nehmen, um dort ein paar Fotos vom Wasserfall zu machen. Petra ist der Auf- und Abstieg durch die felsige Wand bei dieser Hitze zu anstrengend. Wir beschließen, uns zu trennen, und so macht sie sich auf den Weg zurück zum Auto und ich steige über die Felsen in die Schlucht hinunter.

Unten angekommen, treffe ich u.a. auf eine Gruppe älterer Leute, die allesamt mit ihrem Führer vermutlich schon früh am Morgen hier herunter gestiegen sind. Mit ihnen tummeln sich noch ein paar andere Leute im Wasser. Eine ältere Dame fragt mich, ob sie eventuell ein Foto machen soll; es wäre doch auch was Schönes, wenn man selber auch auf dem Foto drauf ist. Ich gebe ihr die Kamera und sage ihr nur, auf welchen Knopf sie zu drücken muss (den Rest macht die Kamera) und schon habe ich zwei Fotos von mir vor dem Wasserfall. Nachdem ich ein paar gute Aufnahmen machen konnte beschließe ich, auch ein kurzes Bad zu nehmen, bevor ich mich auf den steilen Aufstieg und den Rückweg zum Auto mache. Gesagt, getan. Fotoausrüstung abgelegt, Schuhe und T-Shirt ausgezogen, die Hosentaschen ausgeleert und rein ins kühle Nass. In Australien muss man sich in so einer Gegend keine Sorgen um seine Sachen machen. Ahhh, ist das eine herrliche Erfrischung. War es schon nicht leicht, auf dem mit Moos bewachsenen glitschigen Felsen ins Wasser zu kommen, so ist es fast noch schwerer, wieder heraus zu kommen; aber auch das geling mir nach zwei, drei Versuchen. Ich lasse mich kurz in der Sonne trocknen und fotografiere noch eben einen Leguan, der sich gleichfalls auf dem Felsen in der Sonne zum Trocknen niedergelassen hat. Anschließend ziehe ich meine Sachen wieder an und folge der Truppe älterer Leute, die sich auch auf den Rückweg zum Parkplatz gemacht hat.

Mein Ausflug in die Schlucht hat im Ganzen nicht länger als 20 – 30 min. gedauert. Es ist noch nicht so spät und wir entscheiden uns, statt nach Iminitji (das ist kein Ort, sondern maximal ein Roadhouse mit Campground) den Teil des Weges zurück zu fahren (ca. 100 KM), der uns zu dem Abzweig nach Süden und somit zur Windjana Gorge bringt. Die restlichen 23 KM sind schnell überwunden und so schaffen wir es noch rechtzeitig, uns im Hellen einen Platz auf dem Wilderness Campground des Windjana Gorge Nationalpark zu suchen. Dieser Wilderness Campground ist kein gut ausgebauter Campingplatz mit all seinen Versorgungsmöglichkeiten. Es ist lediglich ein in der Wildnis gelegener Platz, auf dem man übernachten kann, darf und auch soll. Allerdings ist dieser hier schon mit gehobener Ausstattung; es gibt Toiletten und tatsächlich auch Duschen. Die Self-Registration ist schnell erledigt. In einer Box am Parkeingang befinden sich die Formulare und Umschläge. Das Formular ausgefüllt, zusammen mit der Gebühr von 22,- $ in den Umschlag und das dann in eine Box mit Briefschlitz: fertig. Ein freundlicher Parkranger kommt später am Abend vorbei, eine gleichsam sympathische junge Frau in Begleitung, und erkundigt sich, ob bei uns alles in Ordnung ist. Er stellt uns seine Begleitung als sein Praktikantin vor, die ihm assistieren darf, wir gehen mal davon aus, dass es seine Freundin ist, die ihn begleitet (zwei Wochen im Park und dann eine Woche draußen, acht Monate im Jahr – erklärt er uns). Was soll man sonst auch alles hier draußen machen. Nich, das er hier draußen keine Arbeit hat, es gibt viel zu tun in so einem Nationalpark, aber auch ein Ranger hat mal Feierabend. Er lässt sich unsere ausgefüllten Formulare zeigen und stellt fest, dass wir alles ordnungsgemäß erledigt haben; good germans…

 

Mittwoch, 25.08. – Tag 18

Tunnel Creek

Dieses Wilderness Camp war wirklich eine absolut positive Überraschung. So etwas Hervorragendes haben wir lange nicht erlebt. Wir haben gut geschlafen angesichts der Ruhe hier draußen. Nun sind wir früh aufgestanden, haben gefrühstückt und machen uns auf den Weg, die Winjana Gorge zu erkundigen. Schilder weisen darauf hin, dass es hier viele Freshies gibt (so werden die Süßwasserkrokodile genannt.) und tatsächlich, kaum haben wir den Wasserlauf der Gorge vor Augen, sehen wir gleich mehrere Augenpaare aus dem Wasser aufschauen. Man muss natürlich schon genau hinschauen. Die Augen und die Nasenlöcher sind meist das Einzige, was von einem Krokodil im Wasser zu sehen ist. Toll, richtig klasse, unsere ersten Krokodile in freier Wildbahn. Wir machen Fotos und lassen die Natur und Umgebung zu dieser frühen Morgenstunde auf uns wirken (es ist etwa 7:00 Uhr). Die Sonne scheint bereits seitlich durch die Schlucht und die Temperaturen sind genau richtig, um sich hier umzusehen. Tagsüber wird es hier schon recht warm und somit auch recht anstrengend für solche Unternehmungen.

Zurück am Auto packen wir unsere restlichen Sachen und machen uns auf den Weg zum nächsten Spot, dem Tunnel Creek. Bis zum Tunnel Creek ist es nicht weit, ca. 25 KM. Wie wir dort eintreffen, steigt bereits eine Reisegruppe aus einem dieser klimatisierten und geländetauglichen Busse. Hier draußen ist man eben doch nicht so ganz allein. Beim Tunnel Creek handelt es sich um einen rund 750 m langen, natürlichen Tunnel, der dadurch traurige Berühmtheit erlangt hat, dass ein Aborigine (der der Polizei unter anderem als Spurenleser diente) Ende des 19en Jahrhunderts am Ausgang von der Polizei erschossen wurde. Wir steigen hinter der Reisegruppe in den Eingang des Tunnels. Der Tunnel kann von vorne bis hinten durchwandert werden und ist in der Mitte etwas eingestürzt. Im Tunnel steht Wasser und nach ein paar Metern mache ich Fotos vom Eingang, der sich vom Sonnenlicht geflutet im Wasser spiegelt. Wunderbar. Wir sind für einen Moment alleine, die Reisegruppe ist bereits verschwunden, und genießen die Ruhe. Wir müssen jedoch feststellen, dass unsere Taschenlampen zu wenig Energie haben und nicht ausreichend sind, um den Tunnel auch nur annähernd zu erhellen. Selbst der Blitz meines Fotoapparates ist nicht in der Lage, die Tunnelwände ausreichend zu erhellen. So kehren wir langsam um und treffen am Eingang auf einen Tasmanier. Wir kommen ins Gespräch und er berichtet uns sogleich, dass er den Tunnel durchquert hat. Zeigt zum Beweis auf seine nasse Hose; das Wasser geht stellenweise bis zum Po. Wir bedauern, dass wir zu wenig Licht hatten und er weiß zu berichten, dass wir am anderen Ende nichts verpasst haben und es dort nur ein 5 m langes Krokodil gibt. Sein Lächeln verrät uns: das war ein Joke…

Wieder unterwegs, fahren wir nach Fitzroy Crossing, unserem Tagesziel. Eigentlich…. Angesichts der frühen Stunde und der Tatsache, dass es in Fitzroy Crossing nichts weiter gibt, tanken wir noch einmal voll, versorgen uns im Roadhouse mit einem Mittagessen und wollen noch weiterfahren bis nach Halls Creek. Im Roadhouse werden wir von einer Frau angesprochen (ihr Name ist Chris, wie wir später erfahren werden). Sie fragt uns, ob wir die zwei aus dem Allradcamper sind und erkundigt sich sogleich, ob wir mit dem Wagen zufrieden sind. „Merkwürdig“ denken wir uns. Chris und Mick (so heißt ihr Mann) hängen seit zwei Tagen hier fest, weil der Kühlschrank defekt ist. Sie können nicht weiterfahren, da sie noch auf Ersatzteile warten müssen. Da sie in die gleiche Richtung unterwegs sind wie wir, verabschieden wir uns flüchtig mit dem Kommentar, dass wir uns bestimmt wiedersehen :o) werden. Australien ist ja nicht so groß und man begegnet sich bekanntlich immer zweimal (das Schicksal bahnt sich seinen Weg). Am Abend sitzen wir auf dem Campingplatz in Halls Creek zusammen und freuen uns über die Tatsache, dass wir einen Tag gespart haben und wir dafür noch das Eine oder Andere mitnehmen können; dass daraus nichts wird, ahnen wir noch nicht. Ich habe mir in der letzten Nacht irgendwie den Rücken verdreht und klage über starke Rückenschmerzen. Die Frau an der Rezeption empfiehlt mir den Swimmingpool. Ich gehe erst mal Relaxen…

 

Donnerstag, 26.08. – Tag 19

Bungle Bungles

Am folgenden Morgen geht es meinem Rücken schon etwas besser, so ein Pool ist doch etwas Feines. Wir machen uns auf den Weg und fahren nun einem unserer ganz besonders ersehnten Ziele entgegen: der Purnululu Nationalpark, besser als die Bungle Bungles bekannt. Bis zur Zufahrtsstraße ist es nicht weit, nur ca. 130 KM. Dafür hat es die Straße in den Nationalpark besonders in sich. Eigentlich kann man hier nur von einer Buckelpiste sprechen, und diese führt im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Wir brauchen für die 53 KM bis zum Visitor Center 2!! Std. Das Beste, als wir am Visitor Center ankommen, es ist kurz nach 12 Uhr und das Informationszentrum ist wegen Mittagspause geschlossen. Wir füllen die übliche Selbstregistrierung aus, denn hier wollen wir eine Nacht bleiben.

Wir haben in Halls Creek unsere Vorräte aufgefüllt und waren dort im Visitor Center, um uns nach Rundflügen über die Bungle Bungles zu erkundigen. Die Möglichkeit, die Bungle Bungles vom Boden und aus der Luft zu besichtigen, waren von Anfang an fester Bestandteil unserer Reiseplanung. Der Nationalpark ist zum Erwandern einfach viel zu groß und die Sicht vom Flugzeug aus soll einen beeindruckenden Überblick gewähren. Unseren ursprünglichen Plan, mit einer Cessna von Kununurra aus zu fliegen, haben wir dann jedoch aufgegeben und stattdessen einen Hubschrauberrundflug im Park selbst gebucht. 30 Minuten mit einem Helikopter und das ohne Türen. Das wird bestimmt auch ein super Erlebnis verspricht die Frau im Visitor Center. Können wir doch direkt nach unserer Übernachtung im Bushcamp vom nahe gelegenen Hubschrauberlandeplatz starten.

Nachdem wir den anstrengenden Fahrweg über die unbefestigte Straße überwunden haben, fahren wir zuerst in den nördlichen Teil des Parks und sehen uns die Echidna Chasm an. Ein beeindruckendes Labyrinth aus Schluchten, die sich haushoch auftürmen. Wir steigen bis in den hintersten Zipfel und sind beindruckt angesichts solch überwältigender Natur. Das Licht fällt in immer anderen Winkeln in die äußerst schmale Schlucht und verzaubert mit fortwährendem Farbenspiel. Anschließend fahren wir in den südlichen Teil des Parks. Glücklicher weise sind die Straßen im Park selbst besser und wir kommen hier schneller voran. Für die Tour zur Cathedral Gorge ist es heute schon zu spät, aber für den Dome Walk haben wir noch Zeit. Der Dome Walk führt uns um mehrere, größere Felsformation herum und erklärt auf Schautafeln sehr deutlich die Entstehung und Zusammensetzung der Bungle Bungles. Die Sonne steht inzwischen schon recht tief, was sich jedoch nicht unmittelbar auf die Temperaturen auswirkt. Es ist immer noch ziemlich warm. Wir machen uns auf den Weg, unser Nachtlager für diese Nacht aufzusuchen und erleben noch einen weiteren, beeindruckenden Sonnenuntergang. Unser Übernachtungscamp ist heute ein richtiges Wildernesscamp. Hier gibt es Plumpsklos und Wasser, mit dem Hinweis, dass es sich hierbei nicht um Trinkwasser handelt. Es finden sich noch einige Andere zur Übernachtung ein, welche sich zu einem richtigen Naturerlebnis entwickelt.

 

Freitag, 27.08. – Tag 20

Bungle Bungles

Am frühen Morgen werden wir von der ganzen Vielfalt der unzähligen Tierstimmen geweckt. Die Morgentoilette fällt heute etwas sparsam aus. Zähne putzen, etwas Wasser ins Gesicht, fertig. So ist das eben hier draußen im Busch. Aber Kabelfernsehen und Internet haben wir ja auch nicht erwartet; im Gegenteil. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Beim Frühstück macht Petra mich auf ein paar feuchte Stellen an der Innenseite des rechten Hinterrades aufmerksam. Nach genauerer Betrachtung stelle ich fest, dass die Flüssigkeit aus dem Inneren des Rades kommt. Was eigentlich nur bedeuten kann, dass es sich um Bremsflüssigkeit oder Achsöl handeln muss. Ich prüfe die den Tank und den Bremsflüssigkeitsbehälter. Dem Geruch nach zu urteilen, ist es jedenfalls kein Diesel. Der Bremsflüssigkeitsbehälter zeigt an, dass er bis zur Maximum Markierung gefüllt ist, was einen Defekt der Bremsanlage ebenfalls ausschließt. Bleibt also nur das Öl der Hinterradachse, was ich aber so nicht weiter überprüfen kann. Ich beschließe, dass es sich anhand der Spuren an dem Reifen um eine geringere Menge Öl handeln muss und dass wir unsere Fahrt fortsetzen können, bis wir wieder auf dem Highway sind. Hier draußen auf einen Mechaniker oder gar Abschleppdienst zu warten, wäre sicher anhand der Entfernungen und des Straßenzustandes reichlich sinnlos.

Es ist kurz nach 7 Uhr und wir fahren die paar Kilometer zurück zum Ausgangspunkt für die Wanderung zur Cathedral Gorge. Bis zu unserem geplanten Hubschrauberrundflug haben wir noch reichlich Zeit und wollen uns eine weitere Schlucht anschauen. Der Weg vom Parkplatz bis in die Gorge ist nicht so weit und die frühe Uhrzeit ist perfekt, denn das Sonnenlicht reflektiert zwischen den Wänden in den unterschiedlichsten Farben. Der überdimensionale, bogenförmige Überhang verleiht der Schlucht zu Recht den Namen Cathedral Gorge. Ein weiteres berauschendes Highlight in den Bungle Bungles, das uns wieder einmal in Erstaunen versetzt. Auf dem Rückweg läuft uns ein Waran über den Weg, der sich in den ersten Sonnenstrahlen des Tages auf den warmen Felsen erwärmt oder sein Frühstück sucht. Er lässt sich nicht ganz freiwillig, aber geduldig, fotografieren. Nach einem Abstecher zu einem weiteren Aussichtspunkt kehren wir zurück zum Parklatz, wo wir mit einem Ehepaar ins Gespräch kommen. Die beiden sind aus Südaustralien. Ich unterhalte mich mit dem fremden Mann, der bei seinem Geländewagen den Luftdruck der Reifen reduziert. Mit reduziertem Luftdruck in den Reifen lässt es sich komfortabler über die unbefestigten Wege fahren. Sein Vorteil: er hat einen Kompressor, mit dem er, zurück auf der befestigten Straße, den Luftdruck wieder erhöhen kann. Mietwagen sei Dank haben wir diese Möglichkeit nicht. Ich überprüfe die schadhafte Hinterachse; die Situation ist unverändert. Dann machen wir uns auf den Weg zum ca. 15 KM entfernten Hubschrauberlandeplatz.

Wir sind für 11:00 Uhr zu einem dreißig minütigen Rundflug über die Bungle Bungles eingetragen. Als erstes melden wir uns bei der Bodenstation an und bekommen sogleich alle notwendigen Instruktionen. Wir werden in einem kleinen (viersitzigen) Helikopter fliegen, aus dem die Türen entfernt wurden. Das ist deswegen besonders vorteilhaft, weil wir dann ohne lästige Plexiglasscheiben, die u.U. verschmiert oder gar verkratzt sind, fotografieren und filmen können. Da wir nur in geringer Höhe von etwa 200 – 300 Metern fliegen, bekommen wir einen überwältigenden Überblick über die Schluchten, die uns zuvor schon vom Boden aus beindruckt haben, und auch solche, die wir vom Boden aus gar nicht zu Gesicht bekämen. Vom Piloten bekommen wir über Kopfhörer Informationen zu den verschiedenen Hintergründen der Felsformationen. Mit Hilfe von Sprechtasten können wir mit dem Piloten sprechen und z. B. Fragen stellen. Für uns beide ist der Flug mit einem Hubschrauber etwas völlig Neues. Somit wird uns dieses Erlebnis noch lange in Erinnerung bleiben.

Mit hundert Bildern mehr auf der Speicherkarte wieder zurück auf dem Boden machen wir uns auf den Weg, diesen beeindruckenden Nationalpark zu verlassen. Während wir auf dem Rückweg zum Highway dem Visitor Center erneut einen Besuch abstatten wollen, kommen wir dort (wie sollte es auch anders sein) wie auch am Vortag natürlich wieder zur Mittagspause an. So machen wir uns ohne große Unterbrechung daran, die 53 KM lange Zufahrtstraße erneut in gut 2 Std. zu bewältigen. Hoffentlich hält die Achse. Auf dem Highway angekommen, fahre ich noch weitere 50 KM bis zum nächsten Roadhouse, wo wir uns ein spätes Mittagessen genehmigen. Nach dem ich mir nach erneuter Überprüfung der Hinterachse nun doch etwas Sorgen um ihr Durchhaltevermögen mache (der Ölverlust scheint jetzt doch stärker zu werden) frage ich im Radhouse, ob sie eventuell einen Mechaniker im Team haben, was jedoch mit einem Kopfschütteln beantwortet wird. Ok, da hilft nur eins, Zähne zusammenbeißen und weiter bis zum nächsten, größeren Ort fahren. Bis nach Kununurra sind es noch etwa 200 KM und bei entsprechender rücksichtsvoller Fahrweise wird uns unser Auto auch noch dorthin bringen; aber dann muss etwas passieren beschließe ich.

In Kununurra angekommen, suchen wir den sehr gut ausgestatteten Campingplatz auf und telefonieren auch gleich noch mit der Autovermietung. Die junge Dame an der Rezeption ist super nett, äußerst freundlich und überaus hilfreich. Wir vereinbaren, am kommenden Morgen in der entsprechenden Vertragswerkstatt das Auto untersuchen zu lassen.

 

Samstag / Sonntag, 28. – 29.08. – Tag 21 und 22

Kununurra

Murphys Law und die fatalen Folgen: Am nächsten Morgen stehen wir mit unserem Auto schon um 8:00 Uhr vor der vorgegebenen Werkstatt. Das Dumme ist nur, dass heute Samstag ist und in Kununurra eine der größten Veranstaltungen des ganzen Jahres stattfindet: das Pferderennen. Das Ergebnis ist, dass die Werkstatt heute nicht arbeitet und vermutlich auch niemand aufzutreiben sein wird, der dazu bereit ist. Das ist ärgerlich. Wir machen eine andere Fachwerkstatt ausfindig und versuchen unser Glück dort. Die Werkstatt hat auch tatsächlich geöffnet und ein Mechaniker versucht sich in einer ersten Diagnose: entweder die Bremsleitung oder die Achsdichtung… Toll, soweit waren wir auch schon. Im weiteren Gespräch mit der Werkstatt erfahren wir, dass sie zwar wohl Teile aber keine Kapazität haben, um den Schaden zu reparieren. In einem weiteren Telefonat mit der Autovermietung erfahren wir außerdem, dass wir das Auto hier nicht reparieren lassen dürfen. Vertragsgeschichten hin oder her, da diese Werkstatt eh keine Kapazitäten hat, unser Auto zu reparieren, hilft das so oder so nicht weiter. Nach weiteren Telefonaten zwischen der Autovermietung und der einen, sowie der anderen Werkstatt erfahren wir, dass wir das Auto am Montag in die zuerst aufgesuchte Vertragswerkstatt bringen sollen und dass das Fahrzeug dann auch sofort repariert wird. Dumm gelaufen, wir haben keine andere Wahl und müssen wohl oder übel bis Montag warten.

Es ist noch früh am Samstagmorgen, und Kununurra ist eine kleine Stadt, die sich in einem halben Tag erlaufen lässt. Ein Besuch im Visitor Center führt zu dem Ergebnis, dass wir für Sonntag eine kombinierte Boot/Bus Tour zum nahegelegenen Lake Argyle buchen. Der lag ja sowieso auf unserer Route, nur eben nicht für extra Geld. Wir versorgen uns im nahegelegenen Supermarkt mit Lebensmitteln, verstauen diese im Kühlschrank und fahren anschließend wieder zum Campingplatz. Anschließend machen wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Zum Zeitvertreib wollen wir Postkarten, Souvenirs etc. besorgen. Uns erreicht ein weiterer Anruf von der Autovermietung, dass wir unser Auto dann bitte definitiv Montag früh um 7:00 Uhr in der Werkstatt abliefern sollen. Außerdem, so erfahren wir nun, können wir uns einen Mietwagen nehmen, um in der näheren Umgebung herumzufahren. Na klasse, jetzt hilft uns das auch nicht mehr, haben wir doch schon die Tour gebucht. Das finden wir nun schlichtweg doof, hätten wir diese Info doch schon früher haben können; zu spät. Wir verbringen den Rest des Tages auf dem Campingplatz.

Am nächsten Morgen, es ist Sonntag, haben wir es nicht besonders eilig. Der Bus, der uns zu unserer Tour abholen soll, kommt erst um 11:30 Uhr. Wir genießen die sonntägliche Ruhe, schreiben unsere Postkarten und warten darauf, dass es los geht. Um 11:15 sitzen wir neben weiteren Teilnehmern am vereinbarten Treffpunkt und warten auf den Bus. Nach etwa zehn Minuten hält ein Pickup vom Veranstalter und ein Mann steigt aus. Wir erfahren, dass die Tour heute leider ausfallen muss, da sich am gestrigen Abend auf dem See ein Bootsunfall ereignet hat und man noch nach den vermissten Personen sucht. Dumm gelaufen, aber verständlich. So bleibt uns für den heutigen Sonntag nichts weiter zu tun. Wir gehen zum Visitor Center und bekommen unser Geld für die Tour erstattet. Nach einem weiteren Abstecher in den nahegelegenen Supermarkt und Souvenirshop machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz.

Auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz laufen wir erneut am Visitor Center vorbei und Petra entdeckt drinnen Chris und Mick aus Fitzroy Crossing (die mit dem defekten Kühlschrank). Wir gehen rein und erleben eine weitere Überraschung. Wir erzählen, was uns passiert ist und dass wir am Montag einen Termin in der Werkstatt haben. Auch erkundigen wir uns, wie es den beiden mit ihrem defekten Kühlschrank ergangen ist. Chris erzählt uns, dass sie in Fitzroy Crossing zwei Tage festgesessen haben, weil zuerst das falsche Ersatzteil geliefert wurde. Und, welch Überraschung, auch sie müssen am Montag erneut in die Werkstatt, da bei ihrem Auto das vordere Radlager defekt ist. Jetzt schlägt es aber dreizehn, denken wir, aber auch für uns ist noch nicht aller Tage Abend. Sie quartieren sich auf dem gleichen Caravanplatz ein wie wir auch. Für den Rest des Tages haben wir keine weiteren Pläne und vertreiben uns die Zeit mit lesen und schreiben.

 

Montag, 30.08. – Tag 23

Kununurra

Montagmorgen, kurz nach sieben, stehen wir wie verabredet vor der Werkstatt. Wir sind heute extra früh aufgestanden, um unser Auto wie vereinbart abzugeben. Wir hoffen, dass sie unser Auto als erstes dran nehmen und wir somit die Möglichkeit haben, heute noch ein paar KM weiter zu kommen. Wir haben bereits zwei volle Tage verloren und wünschen uns, nicht noch einen weiteren Tag nutzlos verplempern zu müssen. Hatten wir doch je einen Tag für El Questro und einen Tag für Lake Argyle eingeplant. Nachdem die Tour mit dem Bus ja nun auch ausgefallen ist, können wir nun beides streichen. Heute ist Montag und wir wollen bis spätestens Mittwoch in Darwin sein, um uns die Stadt noch ein wenig ansehen zu können. Bis Darwin sind es immerhin auch noch 900 KM und unser Flieger nach Deutschland geht ja schon am Freitag. In der Werkstatt ist man guter Hoffnung, das Problem bis mittag beheben zu können. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

Nachdem wir das Auto in die Hände des Mechanikers gegeben haben, verlassen wir die Werkstatt. Wir laufen zurück zu unserem Campingplatz, wo wir auschecken. Nach einem heiteren Gespräch mit dem Inhaberehepaar machen wir noch einen kurzen Ausflug zu Fuß in einen nahe gelegenen Naturpark. Wir haben von ihnen den Hinweis für diesen Park bekommen und verabschieden uns mit viel Daumendrücken und der nicht ganz ernst gemeinten Bitte, nicht noch einmal zurückzukehren: abwarten. Der Weg zum Park ist nicht sehr weit und der Park selber auch nicht sehr groß und so sind wir nach zwei weiteren Stunden damit auch fertig. Wir haben in und um Kununurra nun alles gesehen und uns fehlt auch die Lust für weitere Unternehmungen. Hier im Norden wird es tagsüber über dreißig Grad warm, was für körperliche Aktivitäten auch nicht gerade förderlich ist. Es ist bereits um die Mittagszeit und wir machen uns auf den Weg zur Werkstatt.

Wir betreten das Office (oder was man hier als solches bezeichnet), welches immerhin klimatisiert ist, und treffen auf Mick (sieh an, sieh an). Chris ist noch mal in die Stadt zum Shoppen und Mick wartet derweil auf das Auto. Er erzählt uns dass die Werkstatt das Radlager noch nicht fertig hat und außerdem das Radlager auf der anderen Seite gleich noch mit gewechselt werden muss. Als würde das nichts Gutes bedeuten, erkundigen wir uns nach unserem Auto und siehe da, haben wir es nicht geahnt, auch bei unserem Auto müssen neben der undichten Hinterachse nicht nur die Bremsbeläge sondern darüber hinaus noch alle vier Radlager erneuert werden. Argh, das ist jetzt aber schon ärgerlich, lässt das doch auf ein eher schlecht gewartetes Fahrzeug schließen. So sitzen wir nun zu viert in diesem kleinen Office (Chris ist auch irgendwann wieder zurück gekommen) und erzählen uns über Gott und die Welt. Zum Glück sind wir nicht allein und so vergeht die Zeit dann auch einigermaßen schnell. Irgendwann so gegen drei ist das Auto der beiden fertig und nach kurzem Überlegen brausen sie davon, wollen sie heute doch noch ein paar Kilometer Richtung Nothern Territory schaffen; die Glücklichen, sie haben ihr Auto wieder.

Wir müssen noch weiter warten. Eine Stunde später, es ist jetzt etwa vier Uhr, erkundigen wir uns nach unserem Auto. Nach kurzem Nachfragen in der Werkstatt heißt es, dass gerade die letzten Schrauben angezogen werden und nach einer letzten Durchsicht und Probefahrt das Auto in etwa einer halben Stunde fertig sein soll. Etwa 45 min. später, das Auto ist immer noch nicht fertig, habe ich genug; ich muss mir Luft verschaffen. Ich gehe raus und rufe die Autovermietung an. Wir haben drei Tage wegen eines schlampig gewarteten Autos verloren und das in einer Gegend, wo man nichts unternehmen kann. Der freundliche Mitarbeiter verspricht mir, alles in den Report zu schreiben und bittet mich, am nächsten Tag noch einmal anzurufen, da von der zuständigen Stelle heute keiner mehr erreichbar ist. Ja, ja, denke ich mir, erst mal abwimmeln und vertrösten. Mir bleibt keine andere Wahl und zum Glück kommt kurz darauf unser Auto um die Ecke. Es ist fünf Uhr und das Auto ist fertig. Für heute ist es zu spät, um noch irgendwohin zu fahren, also machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz, um uns für eine weitere Nacht einzuquartieren. Großes Erstaunen als wir dort eintreffen. Wir erzählen die ganze Geschichte und bekommen eine überaus große Portion Mitleid und gute Laune, immerhin hätte uns das auch irgendwo im Busch passieren können. Recht haben sie, alles wird gut.

 

Dienstag, 31.08. – Tag 24

Katherine

Jetzt aber. Es tut gut, wieder vorwärts zu kommen. Wir sind wieder früh auf den Beinen. Um sieben Uhr morgens sitzen wir bereits im Auto unterwegs Richtung Northern Territory. Noch eben schnell den Tank mit Diesel aufgefüllt, fahren wir bereits der Staatsgrenze entgegen. Aufholen können wir die verloren Zeit nicht mehr. Aber nachdem das Auto repariert ist, wollen sehen, dass wir die uns zur Verfügung stehende restliche Zeit so gut wie möglich nutzen. Unser Tagesziel ist das 500 KM entfernte Katherine. Zwischen Kununurra und Katherine gibt es, von Lake Argyle einmal abgesehen, nicht viel. Nur eine Siedlung, Timber Creek, und ein Roadhouse, Victoria River Downs. Außerdem liegt das Northern Territory in einer anderen Zeitzone und wir müssen die Uhren um eineinhalb Stunden vorstellen. Nach einer kurzen Unterbrechung am Gregory Nationalpark, wo der Forscher Augustus Charles Gregory vor rund hundertfünfzig Jahre sein Lager aufgeschlagen hat, machen wir kurz Rast in Timber Creek und erfrischen uns mit einem Eis. Auf der Weiterfahrt nach Katherine füllen wir am Roadhouse Victoria River Downs neben ein paar kühlen Getränken noch etwas Diesel in unseren Tank. Auf den nächsten 200 KM gibt es außer Straße nichts und auch keine Tankstelle mehr. Wir fahren durch bis zu unserem Tagesziel.

In Katherine angekommen, beschließen wir im Nitmiluk Nationalpark zu übernachten. Die Katherine Gorge haben wir bereits 1997 schon einmal besucht. Damals jedoch zu einer Jahreszeit (Ende der Regenzeit), in der es hier nichts zu besichtigen gab, da vieles noch unter Wasser stand. Wir registrieren uns im Visitor Center für eine Übernachtung auf dem nahezu luxuriösen Campingplatz, der inzwischen neben Duschen und Toiletten auch einen Swimmingpool samt Bar und Restaurant aufweist. Nach einem erfrischenden Bad im Pool erholen wir uns von der Fahrt und lassen uns heute Abend mit frisch zubereitetem Barramundi und Steak verwöhnen. Inzwischen haben wir uns an den australischen Dollar und die Preise hier gewöhnt und so lassen wir uns von den 60,- $ für ein Abendessen (das sind etwa 45,- Euro für zwei Personen) auch nicht mehr erschrecken. Auf dem Campingplatz leben auch zahlreiche Wallabys, die sich im Laufe der Zeit an die Menschen gewöhnt haben. Neugierig besuchen sie jeden einzelnen Neuankömmling in der Hoffnung auf etwas Fressbares. Wer nachts zur Toilette geht, kann sich dessen sicher sein, dass er dort nicht alleine ist; desweitern trifft man in der Toilette und auf dem Weg dahin auch viele Frösche: Achtung, wo man hintritt! Australien ist doch immer wieder ein Erlebnis. Aber dafür sind wir hier und außerdem ist das Northern Territory nach wie vor unser Favorit in diesem Land.

 

Mittwoch, 01.09. – Tag25

Darwin

Am folgenden Morgen sind wir bereits wieder einmal früh auf den Beinen. Wir wollen vor unserer Weiterfahrt zum Abschluss unserer Reise noch den Ausblick über die Schlucht genießen und machen uns zu dieser frühen Stunde an den wenige hundert Meter hohen Aufstieg. Da es hier niemanden lange in den Federn hält, sind wir nicht die Einzigen. Wir sind weit im Norden Australiens, wo es auch in dieser Jahreszeit schnell warm wird, ein weiterer Grund, schon früh unterwegs zu sein. Der Aufstieg ist steil, aber die Aussicht entschädigt für die frühe Anstrengung. Großartig. Den Rückweg ins Lager machen wir über den Rücken der Felskette, was zwar weiter, aber weniger anstrengend ist.

Auf der Weiterfahrt machen wir dreißig Kilometer nördlich von Katherine noch einmal Halt bei den Edith Falls; auch hier waren bereits 1997 schon einmal. Für eine ausgedehnte Besichtigung bleibt uns nun jedoch keine Zeit mehr und so begnügen wir uns mit einer kleinen Runde zum See mit Aussicht auf die Wasserfälle. Nun geht alles ziemlich schnell. Wir fahren mit einer kurzen Pause in Pine Creek und Adelaide River direkt nach Darwin. Uns bleiben nur noch weniger als zwei Tage, wollen wir uns doch noch die Stadt ansehen. Wir checken für die letzten zwei Übernachtungen auf einem stadtnahen Campingplatz ein. Darwin ist die Hauptstadt des Northern Territory und das Leben sowie der Verkehr einer großen Stadt empfinden wir nach der unbewohnten Weite des australischen Outback mit all seiner Natur und den vielen Tieren darin als ungewohnt. In Darwin ist es mit über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit weit über 80 % tropisch warm. Anschließend fahren wir noch in die Stadt, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Die eineinhalb Stunden Zeitverschiebung gegenüber Westaustralien macht sich deutlich bemerkbar, abends wird es jetzt später dunkel und morgens später hell.

 

Donnerstag, 02.09. – Tag 26

Darwin

Das Frühstück am nächsten Morgen fällt inzwischen nicht mehr so üppig aus. Da unsere Vorräte so ziemlich zur Neige gehen (so ist bereits die Butter alle) und wegen der bevorstehenden Heimreise ein weiterer Einkauf nicht lohnt, gibt es nun Toast nur mit Marmelade ohne Butter. Aber wir sind ja in der Stadt und können uns jederzeit mit einem zweiten Frühstück stärken. Darwin ist eine recht junge Stadt und einen alten Stadtkern sucht man hier vergebens. Die Stadt wurde 1974 vom Wirbelsturm Tracy nahezu vollständig zerstört und musste somit anschließend wieder neu aufgebaut werden. Es gibt so gut wie keine Häuser, die älter als 35 Jahre sind. Die erhaltenen Grundmauern der ehemaligen Stadthalle zeugen von den Spuren und den Kräften, die dieser Wirbelsturm gehabt haben muss.

Auf einem Rundweg durch die Stadt sehen wir uns an, was man nach dem Wirbelsturm aus Darwin gemacht hat. An verschiedenen Stellen weisen Hinweistafeln auf Gebäude oder Plätze hin, die sich hier und da vor dem Wirbelsturm befunden haben. Gegen Mittag lassen wir uns in einem der zahlreichen Restaurants nieder und erfreuen uns an einer Pizza, die wir während unserer gesamten Reise nicht hatten und auf die wir bereits in einem der letzten Nationalparks schon einmal Appetit hatten. Angenehmer Nebeneffekt, Darwin ist nicht ganz so teuer und angesichts unserer inzwischen gut geschrumpften Reisekasse freuen wir uns über das Angebot 241 “two for one“ – zwei Pizza zum Preis von einer. Nach dem Mittag durchstreifen wir die Souvenirläden und kaufen das eine oder andere Mitbringsel für Zuhause. Anschließend deponieren wir unsere Beute im Auto und wollen noch Richtung Strand, wo donnerstags immer Sunset Market ist. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen Abstecher zum Botanischen Garten, welcher wunderbar angelegt und gepflegt ist.

Der Sunset Market ist ein buntes und vergnügliches Treiben, wo einem an den unterschiedlichsten Ständen eine bunte Vielfalt an meist handgefertigten Waren erwartet. Auch gibt es eine Menge unterschiedlicher Speisen, meist asiatischen Ursprungs. Vielleicht sollten wir hier einen Bratwurststand aufmachen (so richtig mit Thüringer, Currywurst und Pommes… :o), das kennen die Aussies nämlich nicht. So wird der Sonnenuntergang am Strand von Darwin zu einem Spektakulum mit Händlern und Gauklern. Es gib Leute, die Musik machen, Jongleure, Feuerspucker und vieles Andere. Die Einheimischen, wie auch die Touristen, ziehen hier an den Strand, bringen Decken, Stühle und sogar Tische mit und verzehren mitgebrachte oder gekaufte Speisen und Getränke bis hin zu Wein und Champagner. Einfach nur, um am Strand den Sonnenuntergang zu genießen, der mit seiner Farbenpracht den Himmel erleuchtet. Ist das schön, kitschig aber schön. Nach einer weiteren Runde über den Markt machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Auto, um zum Campingplatz zu fahren.

 

Freitag, 03. – 04.09. – Tag 27

Heimflug nach Frankfurt

Der Abschied naht. In der Nacht hat es dann doch noch ein paar Tropfen geregnet. Nach dem letzten Frühstück, an dem wir unsere Reste im Stehen verzehren (die Stühle sind leider nass geworden) müssen wir unsere Koffer packen. Zuerst breiten wir alles auf der betonierten Fläche neben unserem Auto aus, um dann alles in unsere zwei Reisetaschen zu verstauen. Bis wir unser Auto um 14:00 Uhr abgeben müssen, haben wir noch reichlich Zeit. Wir fahren noch mal in die Stadt und lassen uns so durch die Straßen treiben. In dem Restaurant, wo wir gestern schon waren, bestellen wir uns noch eine letzte Pizza. Anschließend will ich noch ein paar Süßigkeiten für meine Kollegen im Supermarkt gegenüber einkaufen, dann ist es so weit; wir holen unser Auto und fahren zur Autovermietung.

Ende gut, alles gut. Bei der Vermietung werden wir von einer überaus freundlichen Mitarbeiterin begrüßt. Ich erkundige mich, ob sie von der Zentrale Nachricht bekommen haben. Hatten wir uns doch wegen des unnötigen Ausfalls und der verlorenen Zeit noch schriftlich – per Email - beschwert. Siehe da, sie haben nicht nur eine Nachricht, sondern auch Anweisungen für eine Entschädigung. Wir bekommen für unseren Ausfall vier Tage gutgeschrieben, und die Mitarbeiterin entschuldigt sich im Namen der Firma; “no worrys“ sagen wir diesmal. Wir sind mit der Entschädigung einverstanden und geben ihr zu verstehen, dass wir mehr als zufrieden sind und damit die Angelegenheit bereinigt ist. Nach einem Schwätzchen lassen wir uns dann von einem Taxi zum Flughafen bringen. Wir sind früh dran und haben noch reichlich Zeit. Es ist etwa halb drei und unser Flieger geht erst um 18:30 Uhr. Der Flughafen von Darwin ist nicht groß, werden hier doch überwiegend Inlandsflüge bedient. So gibt es hier nicht viel zu unternehmen und wir lassen uns, nachdem wir eingecheckt und unser Gepäck abgegeben haben, in einem Kaffee nieder.

Die erste Etappe von Darwin nach Singapur wird nicht von Qantas, sondern von Jet Star bedient; so eine Art australischer Billigflieger a là Ryan Air. Essen und Getränke kosten extra. Was soll das denn, wir haben doch einen kompletten Flug, hin und zurück mit Qantas gebucht. Bei der Ausgabe der Mahlzeit klärt sich jedoch alles auf, für uns (und die anderen Qantas Kunden) sind Essen und Getränke inklusive. Die Flugzeit bis Singapur beträgt 4,5 Stunden und vergeht quasi wie im Flug. In Singapur haben wir 2 Stunden Aufenthalt, zum ausgiebigen Bummel durch die Vielzahl der Duty Free Shops, die Waren zum zollfreien Einkauf in Hülle und Fülle anbieten, ist die Zeit dann aber doch zu kurz. Wir steigen um in einen anderen Flieger und schon geht es weiter Richtung Frankfurt. Wir haben eine dreier Sitzgruppe und am Fensterplatz sitzt eine junge Frau aus Karlsruhe (mit österreichischem Pass). Wir kommen ins Gespräch. Sie war fünf Wochen im Südosten und auf Tasmanien unterwegs. Der Steward ist guter Laune und macht so seine Späße mit ihr und den mitgebrachten Schokoladenkeksen. Die Stewardess hat dann später ihren Spaß: mit mir. Ich bin nach dem Essen eingeschlafen und halte das Tablett fest, welches sie versucht einzusammeln; unter dem Geschmunzel meiner Sitznachbarn. So vergehen auch diese zwölf Stunden recht schnell.

Bei unserer Ankunft am frühen Morgen in Frankfurt ist unser Gepäck unerwartet schnell auf dem Förderband und der Zoll hat ob der frühen Stunde auch noch kein großes Interesse. Wir bringen unser Gepäck ins Auto, welches zum Glück noch so im Parkhaus steht, wie wir es verlassen haben. Nach einem kleinen Frühstück bei der Kette mit dem großen gelben M machen wir uns auf den Weg nach Hause.

So geht diese Reise zu Ende und wir haben viele Eindrücke und Erlebnisse, von denen wir noch lange zehren werden. Natürlich haben wir auch jede Menge Ideen und Wünsche, die eine weitere Reise in dieses wunderbare Land unbedingt notwendig machen :o). Ganz zu schweigen von den zwei verlorenen Ausflügen nach El Questro und Lake Argyle, die wollen wir unbedingt nachholen.

To be continued – Fortsetzung folgt….

 

:o)

 

Unsere Route in 2010